Platte der Woche KW 45/2021
Normalerweise ist das Aufzählen von musikalischen Referenzen ja ein Ausdruck der Einfallslosigkeit des Rezensenten. Im Falle der DIY-Songwriterin und Produzentin Ala Cya aus Augsburg ist dies aber irgendwie zielführend, denn der jungen Dame, die in der Jazz-Metropole Krakau ihre musikalische Laufbahn als Straßenmusikerin und Troubadourin begann, bevor sie sich in ihrem Van auf Reisen durch ganz Europa begab, gelingt mit ihrem Debüt-Album etwas sehr bemerkenswertes: Obwohl sie nichts wirklich Neues macht, klingen ihre melancholischen Balladen und Popsongs zugleich frisch und unverbraucht, wie auch angenehm vertraut und familiär – jedenfalls dann, wenn man sich in die Gedankenwelten von etwa (und damit sind wir dann bei den Referenzen) Billie Eilish, Lana Del Rey, Aurora aber auch Billie Holiday oder Alice Phoebe Lou hineindenken kann. Nicht etwa, dass es Ala darum gehen würde, die genannten Referenzen zu emulieren oder kopieren (wahrscheinlich sind nicht ein Mal alle richtig) – aber Ala schafft es mühelos, dieselben Emotionen und Reaktionen zu evozieren, wie die besagten Damen das auch tun.
Eine Geschichtenerzählerin ist Aya dabei zwar nicht – dafür hat sie aber einen Weg gefunden, ihren oft von der Natur beeinflussten Stream-Of-Consciousness-Lyrics eine fast schon spirituelle Note zu verleihen. Musikalisch offensichtlich auch inspiriert durch ihre Reisen in südliche Länder tut sie das zudem auf stilistisch bemerkenswert vielseitige Art und teilweise sogar multilingual und schafft es dabei nicht nur Organisches und Elektronisches, Akustisches und Elektrisches und Modernes und Folkloristisches zusammenzuführen, sondern obendrein eine eigene Identität als Musikerin zu finden. Und das trotz der zuvor genannten Referenzen.
„Reflection“ von Ala Cya ist eine Eigenveröffentlichung.