Auf ihrem Album #16 macht Alice DiMicele Nägel mit Köpfen. Zum einen musikalisch – indem sie das, was sie gerne selber als „Organic Acoustic Groove“ nennt, in eine zugleich bluesigere wie elektrischere Richtung ausweitet – und zugleich eine transzendente, epische Note an den Tag legt, die viel Raum führ ihre wortreichen Geschichten bietet. Dabei macht sie auch ihre Verehrung für ihr Idol Tom Petty deutlich, dem sie zusammen mit ihrem musikalischen Partner Bret Levick das Side-Projekt Petty Thievery widmete. Und da sind wir bei der inhaltlichen Note angelangt, denn hier setzt sie sich ungewöhnlich deutlich und politisch mit unseren irritierenden, wirren Zeiten auseinander. Mal auf einer persönlichen Ebene in Songs wie „Rise“, aber viel öfter auf allegorischer Ebene mit „Long Dry Winter“ oder „Alone“, in dem sie die Themen Einsamkeit und Isolation aufgreift während sie in „Every Seed“ auf ihre First Nation-Roots Bezug nimmt. Mit „Jersey“ schließlich kreierte sie ein durchaus sozialkritisches Porträt ihrer Heimat New Jersey und in dem dem Song „Dispatch“ schildert sie die aus dem Ruder gelaufene Geschichte eines Polizeinotrufes aus Sicht der Betroffenen. Eine klassische Protest-Song-Scheibe ist „Every Seed We Plant“ dennoch nicht, denn durch die erstaunliche stilistische Ausweitung ihres neuen Materials macht Alice deutlich, dass sie als Songwriterin durchaus auch unterhalten und nicht nur predigen will.
„Every Seed We Plant“ von Alice DiMicele erscheint auf Alice Otter.