Västerbotten ist die schwedische Provinz, in der sich die 2009 eigentlich aufgelöste Power-Pop-Band The Wannadies heimisch fühlt. Will meinen: Das nun vorliegende Kompilationsalbum mit 21 B-Seiten aus 22 Jahren Bandkarriere (in der freilich nur sechs Alben erschienen) ist eine Art verspätetes musikalisches Vermächtnis. Kurz mal rekapituliert: Die Wannadies stürmten ab 1987 die Szene mit jener Art von grungigem Power-Pop, der später von US-Acts und auch in der Brit-Pop-Bewegung eine wichtige Rolle spielen sollte – weswegen viele lange Zeit gar nicht glauben mochte, dass es sich bei den Wannadies um eine schwedische Band handelte.
Was aber hat es mit den ganzen B-Sides auf sich? Nun: Schon in den 90ern suchte die damals noch mächtige Musikindustrie nach Möglichkeiten, den Durchsatz zu steigern und kam auf die unselige Idee, Singles in verschiedenen Versionen (= mit verschiedenen B-Seiten) aufzulegen und das aufkommende CD-Format dann dazu zu nutzten, dann auch gleich mehrere B-Seiten-Tracks darauf zu packen. Für die Fans bedeutete das, dass sie sich eine Single dann zum Beispiel dreifach kaufen mussten, um alle B-Seiten-Tracks in ihren Besitz zu bringen. Das führte dann dazu, dass die Wannadies zwar nur ca. 20 Singles in ihrer Karriere veröffentlichten – aber weit über 40 B-Seiten einspielten. Genau weiß das heute keiner mehr. Die ehemaligen Bandmitglieder stimmten einfach ab, welche der Songs, an die sie sich noch erinnern konnten, ihnen am besten gefielen – und 21 davon landeten nun auf dem Album. Mal abgesehen von einigen zu abenteuerlichen Experimenten ist dieses Werk nun auch ein recht guter Spiegel des Wannadies-Sounds, der in den besten Momenten dazu führte, dass sie sich als „Schwedische Nirvana“ bezeichnen lassen mussten.
„Västerbotten“ von The Wannadies erscheint auf Startracks.