Vier Jahre nach dem letzten Album „Wir sind die Vielen“ gibt es jetzt mit dem Album Nummer sieben wieder ein Lebenszeichen von Bernadette La Hengst. Wie wir wissen, ist in diesen vier Jahren vieles passiert, von dem wir damals noch nichts ahnen konnten. Insofern ist es nicht erstaunlich, dass Bernadette hier auch entsprechend viele Themen anspricht. Mal höchst persönlich, wie mit dem Song „Mama Blues“, in dem sie den Auszug ihrer Tochter aus dem Elternhaus zum Thema macht, mal politisch wie mit dem Track „Systemrelevant“ oder sozialkritisch „Sie ist wie eine Utopie“ und auch die aktuellen Existenzängste werden in Songs wie „Was nehm‘ ich mit, wenn es Krieg gibt“ angesprochen. Nur eben keine Visionen. Das braucht es aber auch nicht, denn die inhaltliche Vielfalt spiegelt auch musikalisch wider. Dabei greift Bernadette auf so ziemlich alles zurück, was sie im Laufe ihrer über 30-jährigen Karriere als Musikerin aufgegriffen hat – außer vielleicht Electro-Pop-Elemente, denn die Arrangements sind dann doch vor allen Dingen organisch angelegt und kommen – abgesehen von ein Paar HipHop-Referenzen – ohne elektronische Elemente aus. Ein bestimmtes Genre hat sich Bernadette allerdings nicht ausgesucht, sondern arbeitet mit Elementen aus Soul-, Kook-, Art-, Retro- und Disco-Pop. Auf diese Weise entsteht ein buntes, unterhaltsames Spektrum an Stilen, Stimmungen, Themen, musikalischen Ideen und Emotionen, das einen guten Gesamtüberblick über die momentane Situation der Bernadette La Hengst vermittelt.
„Visionäre Leere“ von Bernadette La Hengst erscheint auf Trikont/Indigo.