Dieses Projekt dürfte vermutlich sogar die beteiligten Interpreten – die irische Songwriterin Wallis Bird und das klassische Ensemble Spark – in der Konsequenz, mit der da auf dem Papier unvereinbare Klangwelten zu einem schlüssigen Ganzen verdichtet werden, überrascht haben. Philosophisch verankert über die Idee, visionären Frauengestalten auf einer musikalischen Ebene durch wagemutige Coverversionen und Neuinterpretationen sowie das Offenlegen bislang nicht beleuchteter Querverbindungen ein feministisch/musikalisches Denkmal zu setzen, wagten die Songwriterin und das Kammer-Ensemble mit „Visions Of Venus“ ein radikales Experiment, bei dem sich alle Beteiligten weit aus der Komfortzone ihres bisherigen Schaffens herauswagten.
Das Ergebnis ist ein organischer Sound-, Stil-, Philosophie- und Genre-Clash, der es in sich hat. Es treffen – in einem akustisch/organischen Setting – aufeinander: Hildegard von Bingen, Björk, Francesca Caccini, Fanny Hensel, Kate Bush, Billie Holdiay, Anohni, Enya, Tori Amos, Joni Mitchell, Carole King, Janis Joplin, Amy Beach, Germaine Tailleferre, Isabella Leonarda, Clara Schumann, Sandy Wollash, Elena Kats-Chernin – und natürlich Wallis Bird (die den Titeltrack beisteuerte) und das Spark-Ensemble daselbst. Dass es überhaupt zu diesem Projekt kam, ist dem Umstand zu verdanken, dass sich die Beteiligten bei einem Empfang auf Schloss Bellevue trafen, den Bundespräsident für den irischen Michael Daniel Higgins ausrichtete. Gut so, denn ansonsten wäre uns ein bemerkenswert kapriziöses, unkonventionelles, augenzwinkerndes musikalisches Kabinettstückchen vorenthalten worden.
„Visions Of Venus“ von Wallis Bird & Spark erscheint auf Neue Meister/edel.