Platte der Woche KW 15/2025
Das neue Werk von Zach Condon und seinem Projekt Beirut ist ein schönes Beispiel für den momentan öfter zu beobachtenden Trend, dass sich Musiker mit einer kreativen Blockade mittels eines Konzeptes – und besser noch einer Kollaboration – aus einer Sinnkrise zu befreien versuchen. In dem Fall geht es um eine Auftragsarbeit des schwedischen Zirkus Kompani Giraff, der Condon bat, einen Soundtrack für eine akrobatische Bühnenshow zu erschaffen.
Condon griff hier als Basis auf den Roman „Verzeichnis einiger Verluste“ der deutschen Autorin Judith Schalansky zurück, der sich auf metaphorischer Ebene mit dem „Verschwinden, der Bewahrung und die Vergänglichkeit von allem, was wir kennen – ausgestorbene Tierarten, verlorene architektonische und literarische Schätze, den Prozess des Alterns und andere abstrakte Konzepte“ auseinander setzt. Während Condon in seinen Songs also über „Guerike’s Unicorn“, „Garbo’s Face“, „Sappho’s Poems“ oder die „Villa Sacchetti“ fabuliert, ergänzte er diese 11 Stücke um sieben, eher ambientmäßig ausgeführte, instrumentale Interludien (wir sind ja beim Thema Soundtrack), die nach den bekannten Meeren des Mondes benannt sind. Mystisch genug ist dieses Konzept also schon mal allemal.
Musikalisch bedient Condon wieder seines gewohntes musikalischen Gemischtwarenladens aus Kammerpop, Weird-Folk, slawischer Folklore, Mariachi-Seligkeit und Neo-Klassik – allerdings ohne das Ganze allzu sehr durchzuschütteln und ohne dabei die elektronischen Elemente der Prä-Sinnkrisen-Phase zu sehr zu strapazieren. Das macht ja auch Sinn – denn es kann bei einem Soundtrack zu einer Akrobatik-Show ja auch nicht darum gehen, die Künstler musikalisch mit agitatorischer Hektik ins Verderben zu stürzen. Nachdem das Vorgänger-Album „Hadsel“ noch den Geist der alten Beirut’schen Eklektik ausstrahlte, ist dieses Projekt eine erstaunlich entspannte, gelassene, ja geradezu versöhnliche Angelegenheit geworden. Die Phase nach dem 2019er „Gallipoli“, in der Condon mit gesundheitlichen und mentalen Problemen zu hadern hatte, ist also mit diesem Projekt tatsächlich nun endgültig überwunden.
„A Study Of Losses“ von Beirut erscheint auf Pompeji/Cargo.