They Owe Us ist ja bekanntlich bereits die vierte Inkarnation des schwedischen Songwriters Kristoffer Ragnstam. Die erste war die Rolle eines Drummers in der Band Blind, die zweite seine Rolle als schrulliger Solo-Singer/Songwriter, die dritte jene als Motor des Schrammelrock-Trio-Projektes Kristoffer And The Harbourheads und nun gibt es – nach einer längeren Wartezeit, in der nur ein paar Vorab-Singles erschienen – mit dem dritten Album des kollaborativen Psycho-Pop-Projektes They Owe Us einen Nachschlag in Sachen spinnerter Retro-Psychedelia mit sympathisch geerdeten Low-Fi-Appeal.
Was dieses Mal neu ist, ist der konzeptionelle Rahmen, denn das neue Werk ist eine Hommage an den ungarischen Großvater Ragnstams, der in den Wirren des fehlgeschlagenen 56er-Aufstandes seinen Weg fand. Der Titel des Albums „All On RED“ bezieht sich allerdings nicht darauf, dass der besagte Großvater auf den Kommunismus setzte, sondern auf seinen Ausruf, mit dem er beim Roulette „alles auf rot“ setzte – und damit seinen ungebrochenen Optimismus zum Ausdruck brachte. Und diesen Optimismus vermögen uns Ragnstam & Co. mit diesem Album auch musikalisch zu vermitteln. Gleich der erste Track heißt „Undivided Hope“ und nimmt den Hörer mit auf eine kunterbunte Achterbahnfahrt in Sachen Schrammelpop mit klassischem Westcoast-Psychedelia-Flair. Im Vergleich noch zum letzten They Owe Us Album „Kram“ ist „All On RED“ dabei musikalisch wesentlich ambitionierter ausgefallen und überrascht gegen Ende bei den Tracks „Fever“, „Keep The Keys Closer To Your Sex Tape“ gar mit originell implementierten Bläser & Streicher-Arrangements und im Falle des achtminütigen Closers „Chronically Adore You“ mit einer episch ausgelegten, verspielt/monumentalen Harmony-Pop-Operette mit Instant-Klassiker-Appeal, die am Ende ganz ohne Worte auskommt und den Hörer auf einer Wolke des Wohlklanges in die Welt entlässt. So etwas muss man ja auch erst mal hinbekommen.
„All On RED“ von They Owe Us erscheint auf Exquisite Feline.