Ohne Frage ist die Art von US-Retro-Westcoast-Psychedelia, die die Anfang 2023 in Stoke-On-Trent gegründete, britische Combo The Crystal Teardrop hier auf ihrem Debütalbum mustergültig inszeniert, bestens geeignet für den Live-Vortrag in schmutzigen kleinen Musikclubs, die noch über ein paar Lava-Lampen und Bubble-Projektoren verfügen. Bei dem Bemühen, nicht nur ihr Image, sondern vor allen Dingen auch ihren Sound im Studio möglichst originär im Sinne der Altvorderen zu rekreieren, schossen Frontfrau Alexandra Rose und ihre Jungs unter der Regie des Produzenten Liam Watson allerdings ein wenig über das Ziel hinaus.
Damit ist nicht gemeint, dass die Band das Album in dem analogen Londoner Tilehouse Studio einspielte und auch nicht, dass alles Klischees, die das Genre in Bezug auf die Instrumentierung vorzuweisen hat – seien es Mellotron, Farfisa Orgel, Sitar, rückwärts laufende Gitarren-Soli mit oder ohne Phaser- und Flanger-Effekte – implementiert wurden – denn solche Details verleiht der Sache jenen originären Charme, der anderen Retro-Projekten gerne schon mal abgeht.
Aber dass dann auch die technischen Limitationen und klanglichen Eigenarten der späten 60er Jahre auf das Projekt angewendet wurden, hätte nicht unbedingt sein müssen. So gibt es etwa klassisches Ping Pong-Stereo, einen blecherner Trichtereffekt auf den Vocals (der vermutlich durch die Wahl eines Retro-Mikros zustande kommt), eine monophon eingespielte, schnürsenkelige Rhythmusgruppe (die aber immerhin im Zentrum platziert wurde) und ein offensichtlich ohne großartiges Mastering und Equalizing umgesetzter Mix. Das stört den Hörgenuss dann doch gewaltig. Wie man so etwas – mit eigener Note – besser machen kann, ohne den Geist der Psychedelia unter den Tisch zu kehren, demonstrieren Acts wie Brian Jonestown Massacre, Tess Parks, Evan Uschenko’s Ghost Woman-Projekt und in unseren Breiten Suzan Köcher’s Suprafon seit Jahren eindrucksvoll. Dass sich hinter dem ganzen Retro-Getue dann jede Menge brillante Szene-Songs verbergen, geht dann fast schon unter. „…is Forming“ ist somit keine schlechte Scheibe – aber eine, die noch besser hätte sein können.
„… Is Forming“ von The Crystal Teardrop erscheint auf Rise Above.