Mit einer gewissen Konsequenz schreitet die australische Teilzeitberlinerin Jessie Monk mit ihrem zweiten Longplayer den mit der EP „Here And Now“ und der ersten LP „Continually Becoming“ eingeschlagenen Weg der musikalischen Selbsterfahrung fort. Auf „Here And Now“ ging es um das Ankommen per se und auf „Continually Becoming“ um das Werden und Sein in der realen Welt. Auf „Mis O‘ The Mountains“ begibt sich die Avant-Folk-Künstlerin nun auf die Ebene der Mythologie. So schickt sie die keltische Göttin Mis an ihrer Stelle auf einen Trip in die Unterwelt, wo diese sich diese – geplagt von Trauer und Verlust – in ein „ungezähmtes, wildes Wesen“ verwandelt. Sehr schön zu beobachten ist das dann bei dem Schlüsseltrack „Metamorphosising“, der genau diese Transformation zum Thema hat – was in dem begleitenden Video dann in einer Tanzperformance mit „Sacre du Printemps“-Flair zum Ausdruck gebracht wird.
Musikalisch wird diese für Jessie Monk offensichtlich vollkommen schlüssige Entwicklung durch ein um archaische Bläser, spannungsgeladene Streicher, erratische Chöre, primale Rhythmen und eine avantgardistisch agierende Band-Begleitung erweitertes Sounddesign evoziert und erzählerisch orientiert sich Monk an den Gedankenwelten von „Rilke über Ovid bis hin zum tibetischen Totenbuch“. Das ist natürlich keine leichte Unterhaltungskost und für Gelegenheitshörer total unzumutbar – bietet aber für Freunde anspruchsvoller Songwriting- und Arrangements-Kunst (schon alleine aufgrund der faszinierenden Art der poetischen Narrative) viel Lohnens- und Entdeckungswert.
„Mis O‘ The Mountains“ von Jessie Monk erscheint auf Popup.