Das neue Album der legendären Kölner Indie Kings Erdmöbel macht es noch schwieriger, das immer aufregende und lustige musikalische Eigenleben des Projektes in einer Schublade unterzubringen – schon alleine deswegen, weil ja neben den Erdmöbeln ja auch noch das komplette Kaiser Quartett darin Platz finden müsste, mit dem zusammen das neue Werk konzipiert wurde. Es gibt eine Art Neuerfindung der musikalischen Weltsicht der Erdmöbel im Spiegel der letzten ca. 30 Jahre. Dabei ging es aber nicht darum, das ausgewählte Repertoire einfach neu einzuspielen und dann mit den Beiträgen des Kaiser-Quartetts zu überpinseln. Stattdessen machte sich der musikalische Meisterdirektor Ekki Mas die Mühe, die betreffenden Tracks vollständig neu zu arrangieren – und dabei die Streicherparts integrativ gleich mitzudenken.
Das klingt dann so, als seien die zuweilen bittersüßen, zuweilen hymnisch jubeljauchzenden, nur manchmal wirklich dramatischen und niemals kitschigen Streicherpartien seit jeher integraler Bestandteile der Kompositionen von Songs wie z.B. „Tätowiert von Innen“ oder „Das Leben ist schön“ gewesen. Dabei gönnte sich Ekki dann auch gleich noch einige schöne neue Posaunen-Elemente und verlangte auch von Keyboarder Wolfgang Poppe seine Beiträge im Kontext neu zu denken.
Abgerundet wird das Jubiläums-Album dann mit einer genialisch eingedeutschen Version von Nico Päffgens „These Days“ und brandneuen Original-Songs wie „Geschenkpapier“ und dem zuvor als Single ausgekoppelten „Wette unter Models (hätte Sehnsucht Gewicht)“. Bei all dem gelingt es den Erdmöbeln und den Kaiser-Streichern, jene unerklärliche Balance zwischen dem zuweilen schwermütigen/nachdenklichen Tenor der Inhalte und der mitreißenden, lebendbejahenden Qualität der musikalischen Ausführung auch auf diesem Werk wieder eindrucksvoll unter Beweis zu stellen.
„Hätte Sehnsucht Gewicht“ von Erdmöbel und das Kaiser Quartett erscheint auf Energie Kultur/Warner.