Noch lange bevor sicher war, dass der kanadische Songwriter Andy Shauf eine Karriere als gefeierter Solo-Songwriter anstreben würde, hatte er sich 2008 mit seinen Kumpels Avery & Darryl Kissick und Dallas Bryson zu dem Projekt Foxwarren zusammengetan. Dass es ganze zehn Jahre dauern sollte, bevor die Beteiligten Zeit fanden, 2018 ihr erstes selbst betiteltes Debüt-Album zu veröffentlichen, war so sicherlich allerdings nicht geplant. Immerhin führte die sich an diese Veröffentlichung anschließende, erfolgreiche Tour dazu, dass sich der Multiinstrumentalist Colin Nealis – aus Andy Shaufs Touring-Band – dem Projekt Foxwarren anschloss, sodass nun ein zweites Foxwarren-Album realisiert werden konnte. Wer sich mit der Laufbahn des unberechenbaren Foxwarren-Masterminds Andy Shauf auskennt, der weiß indes, dass es dem Meister (auch bei seinen eigenen Projekten) noch nie darum gegangen war, auf zuvor errungenen Erfolgen aufzusetzen und den erfolgreich eingeschlagenen Weg geradlinig weiterzubeschreiten.
So radikal, wie bei diesem Projekt ist er dabei aber noch nie von eigentlich üblichen Verfahrensweisen abgewichen. War nämlich das Debüt noch eine klassische Singer/Songwriter-Angelegenheit auf Americana- und Folk-Basis, so ging es bei „Foxwarren 2“ um einen regelrechten Systemwechsel. Anstatt sich nämlich zusammenzufinden, um Song-Ideen zu entwickeln und auszuarbeiten, luden die beteiligten Musiker Ideen, Skizzen und Demos in einen gemeinsamen Ordner hoch, den Shauf selbst dazu nutzte, die verschiedenen Elemente – oder besser Fragmente – ergänzt um Sound-Snippets aus Spielfilmen und Orchester-Samples im Rechner zu Songs zusammenzusetzen, die er dann mit seinen Vocals komplettierte. Das erklärt dann den skizzenhaften und hörspielartigen Charakter der „Kompositionen“ und die Sound-Ästhetik, die man so eigentlich aus der Hip-Hop-Ecke kennt. Dabei gelang es Shauf aber, aus diesem Sammelsurium dann doch einige ansprechende Songs herauszukristallisieren – was vor allen Dingen daran liegt, dass er darauf verzichtete, das Material mit elektronischen Sounds zu verbinden (was naheliegend und einfacher gewesen wäre), sondern darauf setzte, einen organischen Charakter beizubehalten – insbesondere bei Tracks wie „Sleeping“, „Yvonne“ oder „Deadhead“, wo natürliche Elemente wie Klavier, Akustik-Gitarren und Chor-Arrangements (gleichwohl gesampelt) den Ton angeben.
Was für Außenstehende kaum nachzuvollziehen ist, aber von Shauf offensichtlich berücksichtigt wurde, ist die unerklärliche Tatsache, dass sich Samples oft genug auf magische Weise in Bezug auf Tonhöhe oder Tempo zueinander hingezogen fühlen und auf diese Weise durch geschickte Hände der Eindruck eines „organischen“ Prozesses erzeugt werden kann. Das ist schwer in Worte zu fassen – führt aber dazu, dass „Foxwarren 2“ nicht so artifiziell und steril klingt, wie das vielleicht zu erwarten gewesen wäre – zumal es Shauf zudem gelingt, seine eigenartige aber charakteristische Art der Harmonie- und Melodie-Führung auch bei diesem Projekt zu verwirklichen.
„2“ von Foxwarren erscheint auf Anti/Indigo.