Das 2016 gegründete Indie-Rock-Projekt Mt. Joy gehört nach wie vor zu den vielseitigsten und unberechenbarsten Acts seiner Art. Denn auch auf dem vierten Album des Quintetts aus L.A. ist es wieder unmöglich, das quirlige, unterhaltsame und auch immer wieder überraschende Tun von Frontmann/Sänger Matt Quinn und seinen Kollegen irgendwie stilistisch oder formal greifen oder einsortieren zu können. Das hat – und hatte – stets einen ganz einfachen Grund: Die fünf Mitglieder kommen aus unterschiedlichen Teilen der USA, haben ihre eigenen musikalischen Präferenzen einfach von zu Hause mitgenommen und integrieren diese nach wie vor in den gemeinsamen Soundmix, ohne sich dabei auf einen bestimmten Stil abzustimmen.
Dabei haben sich Mt. Joy weder vom Fluxus ihrer gemeinsamen Basis Los Angeles noch vom Erfolg ihrer inzwischen stadienfüllenden US-Touren korrumpieren lassen – und machen erkennbar einfach das, worauf sie als Musiker Lust haben. Und das neue Album „Hope We Have Fun“ bringt das auch im Titel nach wie vor zum Ausdruck – auch wenn die Texte Quinns längst nicht so hedonistisch und lebenslustig angelegt sind, wie das die ungestüme musikalische Experimentierlust des Quintetts vermuten ließe.
Bestes Beispiel dafür ist der auch als Single ausgekoppelte Track „Lucy“ – der Geschichte einer auf einer realen Person basierenden Krebspatientin, deren Geschichte Quinn dann in eine kämpferische, lebensbejahende Durchhalte-Hymne einbettete. (Kleine Randnotiz: Die Band engagierte sich dann auch für die besagte reale Person, die über die American Brain Tumor Association dann Zugang zu einer Behandlung erhielt. Ein Spendenaufruf ist bis heute dem Lyric-Video des Tracks zugeordnet.)
Musikalisch passiert dann zwischen Folkpop und Psych-Rock so viel (ohne dass irgendwelche Klischees bemüht werden müssten), dass es sich gar nicht lohnt da einzelne Elemente hervorzuheben. „Hope We Have Fun“ ist wie eine musikalische Reise auf einer Achterbahn – wobei niemand Angst haben muss, da etwa runterzufallen. Musik wie diese ist dabei natürlich auch bestens geeignet, auf der Bühne zelebriert zu werden – wobei es fraglich ist, ob sich die Band noch mal dazu herablassen wird, hierzulande so nahbar aufzuspielen, wie sie das bei ihrer ersten Tour 2016 getan hat. Einen kleinen Eindruck vom Charme solcher Auftritte vermittelt dann aber das Live im Studio eingespielte Video zu dem LP-Opener „More More More“.
„Hope We Have Fun“ von Mt. Joy erscheint auf Bloomfield/Virgin.