Auf dem Papier liest sich das, was die Liedermacherin Nadu auf ihrem ersten Album macht, gar nicht so aufregend, denn es heißt da einfach „Deutschpop mit Hip Hop und Indie-Pop-Elementen“. Nun ist das aber so, dass es sich bei Nadu nicht um ein therapiebedürftiges Teenie-Girl handelt, das auf irgendeinen irgendwie gearteten Zug aufspringt, sondern um eine gestandene, offensichtlich klassisch trainierte Musikerin (und Comedienne), die sich zum einen offensichtlich gründlich auf dieses Album vorbereitet hat (etwa mit einer Reihe von Single-Veröffentlichungen) und etwas zu sagen hat (beispielsweise ihre Meinung zu politischen und sozialen Unstimmigkeiten) und zum anderen ein erstaunlich sicheres Gespür für musikalische Querverbindungen und stilistische Möglichkeiten hat.
Als Basis dafür dürften die sozialen Arbeiten der Bielefelderin dienen: So entwickelte sie ein musikpädagogisches Antimobbing- und Rassismus-Workshopkonzept für Kinder und Jugendliche namens “Das sind doch nur Worte” und gründete die Bühnenformate “Female Voices” und “Queer me Up” für die Gleichstellung von weiblichen Künstlerinnen. Insofern wird das Album von einer starken (oder wie Nandu sagen würde „wilden“) kämpferischen Note getragen und funktioniert daher auch als starkes Empowerment-Manifest. Der Titel des Albums „Relevanz“ bezieht sich übrigens darauf, dass alle Kunst relevant ist und gilt schon mal als Absage an alle, die sich eventuell darüber mokieren möchten, dass es sich bei dem, was Nadu macht, „nur“ um Pop-Musik handelt.
Deutschpop und Hip Hop kombinieren tun ja viele – aber oft nur aus Verlegenheit. Bei Nadu geht es da um das Vermitteln von Botschaften, die aber nicht auf generischen Klischees, sondern auf überraschend vielseitigen musikalischen Lösungen aufsetzen. Dazu gehört, dass sich Nadu mit ihren Partnern musikalisch nicht eingrenzen möchte, sondern zwischen Gitarrenpop und den bewährten Hip Hop-Elementen auch druckvolle Club- und Rock-Elemente ins Geschehen verwebt. In dem mitreißenden Rausschmeißer „Generation Lost“ kommen dann sogar alle Elemente zugleich zum Tragen. Nadu sagt, dass sie mit ihrer Musik die Gesellschaft zum Besseren bewegen möchte – und das geht mit starkem, selbstbewusst nach vorne gehendem Drive besser als etwa mit internalisierter Selbstbespiegelung – und in dieser Hinsicht punktet Nadu allemal.
„Relevanz“ von Nadu ist eine Eigenveröffentlichung.