Die Tatsache, dass die ungefähr 16. LP, die David-Ivar Herman Dune nun vorlegt, ausgerechnet „Odysseús“ heißt, kommt nicht von ungefähr, denn dort machte er die Odyssee seines Troubadour-Lebens zum Thema des Albums – und hier insbesondere einen Abschnitt, in dem er während der Pandemie in Kanada festsaß, nachdem er wegen eines Notfalls nach Europa hätte reisen müssen und nun dort festsaß, um auf die Einreise in seine Wahlheimat USA zu warten, in der seine Familie auf ihn wartete – so wie weiland Penelope auf ihren Odysseus wartete.
Für einen Musiker, der so lange schon in seiner Indie-Ästhetik verwurzelt ist, war es dann ein eher überraschender Schritt, dass er sich für das neue Album mit David Gazra erstmals einem Produzenten außerhalb des vertrauten Kreises von Herman Dune-Mitstreitern anvertraute. Einen großen Einfluss auf den musikalischen Stil, den Dune auch auf diesem Album wieder implementierte, hatte das zwar nicht – aber zumindest klingt alles besser als zuweilen gewohnt. Vermutlich auch deshalb, weil Gazra aufgrund seiner Kontakte eine Riege gewiefter Musiker als Band zusammenstellte.
Es gibt dann also den gewohnten Mix aus Müsli-Folk, Waldschrat-Americana, schnürsenkeliger Rhythmusarbeit und Porch-Song-Ästhetik – inklusive folkloristischer Fiedeln, Schukarton-Perkussion, Maultrommeln und anderen Hillybilly-Elementen. Die Songs wurden – und das ist nicht überraschend – live in einem (wie Dune sagt) chaotischen, schönen Prozess in seinem Haus eingespielt, was dann auch den bereits angesprochenen Porch-Song-Charakter erklärt.
Obwohl Dune hier gar nicht erst versucht, seinem ja gewiss erprobten Weird-Folkie-Stil grundsätzlich Neues hinzuzufügen, gelingen ihm doch einige veritable „potentielle Hits“ wie der Titeltrack, der Mitsing-Klassiker „Sneakers On The Telephone Line“ (der die unsterbliche Textzeile „Selling my shoes when I get the Blues“ enthält) oder die beiden Songs „Buffoon Of Love“ und „Head Agains The Wall“ – zwei Duette mit den Sängerinnen Mayon bzw. Odessa, die auch auf einigen anderen Tracks Harmonie-Vocals beisteuern. Obwohl es zuweilen auch mal nachdenklich zu geht, ist es vor allen Dingen der Humor des Songwriters und die gelöste Stimmung bei den Aufnahmen, die dieses Album zu den insgesamt lebenslustigsten und fröhlichsten Herman Dune-Werken überhaupt machten.
„Odysseús“ von Herman Dune erscheint auf BB*Island/Cargo.