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Am Ende der Welt
Ganze acht Jahre lang war die kanadische Songwriterin Basia Bulat nicht mehr in unseren Breiten unterwegs gewesen. Das hatte Gründe – und zum Glück keine kreativen. Es waren „lediglich“ die Pandemie und eine Babypause, die Basia daran gehindert hatten, mit ihrem letzten regulären Studio-Album „Are You In Love“ reisen zu können. Als sie aber im Frühjahr ihr neues Album „Basia’s Palace“ veröffentlichte – das sie erstmals weitestgehend alleine in ihrem eigenen Kellerstudio eingespielt hatte – war bereits klar, dass es in diesem Jahr unbedingt wieder mit Band auf Tour gehen müsste. Zum Glück hatten die Fans Basia über all die Zeit die Treue gehalten, sodass sie auf der aktuellen Tour dann auch in Köln mit offenen Armen entsprechend empfangen wurde.
Zur Unterstützung hatte sich Basia – außer ihren beiden Bandmusikern – ihren kanadischen Songwriter-Kollegen Michael Feuerstack mitgebracht. Mit seinem Rock-Projekt Snailhouse war er bis zu dessen Ende 2012 auch des Öfteren auf unseren Bühnen zu Gast. Seither ist Feuerstack überwiegend als Produzent tätig, veröffentlicht aber von Zeit zu Zeit auch klassische Folk-Scheiben wie das 2024er Werk „Harmonize The Moon“, wandte sich aber 2024 mit seinem Album „Eternity Mongers“ auch wieder üppiger arrangierten, bandorientierten Ansätzen zu. Die Basis seines Tuns – die auch bei der Kölner Support-Show demonstrierte – sind indes geradlinig strukturierte, nachdenklich/konfessionelle Folksongs, die eher durch ihre subtilen Harmonie- und Akkordwechsel überzeugen, als dass sie durch poppige Eingängigkeit gefallen wollen. Da die Musik von Basia Bulat vor allen Dingen durch deren ambitionierten Experimentierwillen und die ungewöhnlichen Arrangements und Instrumentierungen gekennzeichnet ist, erschien Michael Feuerstacks fast demütige Haltung zu seinem eher unspektakulär dargebotenen Material vielleicht nicht so ganz passend für den Anlass – auch wenn das Ganze von der menschlichen Seite her schon sehr sympathisch wirkte.
Da Basia eben längere Zeit nicht in Deutschland gewesen war, machte sie sogleich klar, dass sie sich zwar auf die Songs ihres neuen Albums konzentrieren – aber auch ältere Songs ins Geschehen einbringen – und dabei auch einige Publikumswünsche berücksichtigen wolle. So begann und beschloss sie das Konzert nicht etwa mit neuen Tracks, sondern mit dem Titeltrack des 2020er Albums „Are You In Love“ bzw. dessen letztem Track „Love Is At The End Of The World“. Und auch ältere Titel wie „Fool“, „Heart Of My Own“ oder ihr Crowd-Pleaser „Tall Tall Shadow“ fanden den Weg auf die – alles in allem – dann ausgeglichene Setlist. Dabei wechselte Basia zwischen Autoharp, Wurlitzer-Piano, Akustik-Gitarre und einer zehnsaitigen Ukulele (die sie mit der gleichen virtuosen Intensität bearbeitete, wie ihr Hauptinstrument, die Autoharp). Im Vergleich zu den Shows von 2016 und 2018, die Basia hierzulande absolviert hatte, gab es – zumindest in der ersten Hälfte der Show – gar keine so großen Unterschiede, was die Performance betraf. Es gab im Vergleich vielleicht etwas weniger Autoharp und die Songs in der ersten Hälfte der Show wurden konzentriert auf den jeweiligen Song-Kern dargeboten. Da Basia aus ökonomischen Gründen auf die Mitnahme eines Bassisten verzichtet hatte, kamen die Bass-Parts entweder vom Pad oder von einem kleinen Keyboard, das Basia auf ihrem Wurlitzer-Piano stehen hatte. Erst nachdem Basia ihre Musiker für eine Teepause von der Bühne geschickt hatte und nachdem sie in ihrer Solo-Passage ernsthaft mit dem Publikum in den Austausch getreten war, änderte sich das Bild.
Für die zweite Hälfte der Show hatte sich Basia nämlich schlicht die besten ihrer Songs aufgehoben und reihte hier einen Hit an den anderen. Los ging das erst mal mit einer Solo-Version des Tracks „Five Four“ vom „Tall Tall Shadow“-Album, die dann allmählich in einen Band-Part aufgebohrt wurde – was dann auch den Ansatz für den Rest der Show markierte, denn ab hier wurde nicht mehr so sehr auf das Format der Studio-Aufnahmen geachtet und die Songs wurden dann in echten Live-Versionen mit zunehmend kollaborativerem Charakter dargeboten. Hier kamen dann auch die Songs „Disco Polo“ und „Baby“ vom neuen Album in Form von ausufernden, mitreißenden Disco-Versionen zum Tragen. Es folgte dann eine ebenso mitreißende Version des „Tall Tall Shadow“-Songs und als absolutes Highlight (und klassischer Showstopper) Basias Gospel an die Unmöglichkeit einer Liebe am Ende der Welt – „Love Is At The End Of The World“. Hier ließ Basia Bulat ihren Musikern freie Bahn und feuerte diese – klatschend auf dem Boden der Bühne hockend – zu musikalischen Duellen an. Die Zugabe „It Can’t Be You“ gestaltete Basia dann wieder als Solo-Nummer – und begab sich (wie sie das früher auch getan hatte) gegen Ende der Performance dann zu einem Unplugged-Singalong ins Publikum. Die Fans bekamen so letztlich alles geboten, was sie von einer Basia Bulat-Show auch erwarten durften (inklusive eines ausufernden Meet & Greet am Merch-Stand) – und waren vermutlich auch froh darüber, dass Basia Bulat sich als Songwriterin und Performerin über die ganzen Jahre treu geblieben ist.