Der Preis für den bescheuertesten Album-Titel des Jahres geht zweifelsohne an das neue Werk des Anarcho-Songwriters Brett Newski aus Milwaukee. Dieser Titel macht aber Sinn, wenn man sich Mühe macht, ihn zu decodieren, denn das Anliegen des Mannes mit dem eigenwilligen Humor ist schon seit Längerem, eine Möglichkeit zu finden, mit der er von seiner Kunst leben könnte. Kurz gesagt, will Newski also mit diesem Album die Schnorrer der Welt dazu erziehen, Geld für die Kunst, die sie sich ansonsten einfach aneignen würden, auf den Tisch zu legen. Ob ihm das gelingen wird, bleibt abzuwarten – gleichwohl es ihm natürlich zu wünschen wäre. Zumindest die Idee, das Album statt auf gängigen Streaming-Plattformen über Bandcamp und seiner Website zu vertreiben, ist da schon mal ein guter Anfang.
Zur Musik: Wer die Karriere des musikalischen Querdenkers verfolgt hat, dem dürfte aufgefallen sein, dass er mit seinem 2023er Album „Friend Rock“ mit seinem Nachnamen zu einem Rockband-Projekt umfirmiert hatte. Auf „Friend Rock“ ging es demzufolge um so ziemlich alle Arten von Power-Pop, Indie-, Schrammel- und College-Rock, derer Brett Newski im Rahmen seiner Karriere habhaft werden konnte – und das sind so einige. Mit dem nun vorliegenden Album kehrt er hingegen eher zu seinen musikalischen Roots zurück, die er mit seinem ersten „richtigen“ Album 2014 dereinst als „American Folk Armageddon“ bezeichnete. Dafür wechselte Newski wieder zu seinem vollen „Songwriter Namen“ Brett Newski und präsentierte die neuen Songs wieder weitestgehend auf akustischer Basis – allerdings auch wieder mit seiner Band The Bad Inventions im Rücken, die halt nur dieses Mal keinen elektrischen Rock veranstaltet.
Vielleicht unter dem Eindruck seiner aktuellen Lebenssituation, die ihn in freudiger Erwartung der Geburt seines ersten Kindes zeigt, kommen die neuen Songs zwar immer noch ungezügelter daher als jene von klassischen Folkies, sind aber von der Anlage her weniger anarchistisch und wild – ja sogar versöhnlicher – als seine früheren Arbeiten auf diesem Sektor (und jener der Anti-Folk-Szene, die er hier stilistisch referenziert). Es handelt sich bei dieser Songsammlung auch nicht mehr alleine um die klassischen Schrammel-Folk-Elaborate von „Way Yonder“, denn heutzutage ist Brett Newski zunächst Songwriter und erst dann Agent Provocateur – insbesondere auch, weil er sich mit für ihn ungewöhnlichen Stilistiken wie Psychedelia („Bitter End Of The Beginning“), Shoegaze „Distorted Morning“ oder im Falle der für seine Verhältnisse (mit Piano und Orgel) üppig arrangierten Folk-Pop-Mitsing-Nummer „Narrow Escapes“ beschäftigt. Nochmals kurzum: So viele wirklich gute Songs hat Brett Newski bislang noch nicht auf einem einzigen Tonträger veröffentlicht.
„ameriCONa Pt. 1: Educate Freeloaders to Buy Art“ von Brett Newski ist eine Eigenveröffentlichung.