S.G. Goodmans Solo-Debüt-Album „Old Time Feeling“ wurde 2020 zwar von Jim James of My Morning Jacket Fame produziert – erschien aber in der ausbrechenden Pandemie und ging demzufolge erst mal unter. Erst mit ihrem zweiten Album „Teeth Marks“ war es ihr zum Beispiel möglich – zumindest in den USA – überhaupt auf Tour zu gehen. Seither hat sich die Songwriterin aus Kentucky einen Namen als eigenwillige Leftfield-Indie-Songwriterin gemacht, die sich zwischen Tradition und Moderne (= Folk und Indie-Rock) eine Nische mit hohem Wiedererkennungswert erarbeitet hat. Ihr nun vorliegendes, drittes Album „Planting By The Signs“ ist nun das erste nach einer Phase des Burnouts, das Stacey Greene Goodman (so ihr ausgeschriebener Name) als Bestandsaufnahme und Reflektion über die letzten drei Jahre ihres Lebens inszeniert. Der Titel des Albums bezieht sich auf eine Gartenpflege-Methode aus dem Bauernkalender, die auf astrologischen Zeichen und Mondphasen basiert, insbesondere im Zusammenhang mit den Tierkreiszeichen – was letztlich S.G. Goodmans mythologisches Verhältnis zur Natur (und wohl auch dem Leben) verdeutlicht, welches sich dann auch in ihren Videos manifestiert.
Die zuvor angedeutete kreative Eigenwilligkeit zeichnet sich auf der inhaltlichen Ebene demzufolge durch ein Faible für rurale, mystische Themen – wie etwa das „Pflanzen nach Zeichen“ – aus und auf der musikalischen Seite durch eine Vorliebe für ungewöhnliche Gitarrentunings, die Goodman sowohl selbst anwendet als auch ihr musikalischer Partner, der Gitarrist Matthew Rowan, dem sie sich nach einer Zeit der Distanz wieder angenähert hatte. Dabei geht es darum, insbesondere die Gitarren-Arrangements (wie teils auch jene der Rhythmusgruppe) eher an Sounds denn an Genres auszurichten. Konkret bedeutet das, dass die Gitarren dann mehrere Ebenen tiefer gestimmt werden, als das eigentlich „richtig“ wäre – und dann auch jenseits aller gängigen stilistischen Formate gespielt werden. Bestes Beispiel dafür ist der Small-Town-Talking-Blues-Track „Snapping Turtle“, der ohne erkennbare melodische Highlights selbstverliebt auf einer eher beiläufigen, monotonen Gitarren-Streichelei herumreitet – und gerade dadurch eine hypnotische Faszination ausübt.
Aber auch dann, wenn S.G. Goodman als Songwriterin mit melodischen Elementen arbeitet – etwas in dem Semi-Blues „I Can See The Devil“, der ihrem verstorbenen Mentor Michael Harmon gewidmeten Hommage „Michael Told Me“ oder der klassischen – allerdings auf einer E-Gitarre präsentierten – Folk-Ballade „Solitaire“ – kommt sie mit wenigen Akkord-Wechseln aus und lässt eher die erzählte Geschichte als die musikalische Dynamik wirken. Gelegentlich – etwa bei der dann tatsächlich akustisch dargebotenen (aber von psychedelischen Gitarreneffekten augmentierten) Folk-Nummer „Nature’s Child“ oder dem als Porch-Song-Nummer angelegten Titeltrack – macht S.G. Goodman deutlich, wo ihre Wurzeln zu finden sind. Gerade die Gegenüberstellung mit den zuvor geschilderten klangtechnischen Extravaganzen macht aber deutlich, dass S.G. Goodman eine durchaus eigene – ja eigenwillige – künstlerische Identität gefunden hat.
„Planting By The Signs“ von S.G. Goodman auf Slough Water/Membran.