In San Francisco ein Cabrio mieten und den Highway Number One hinuntercruisen. Monterey, der 17 Mile Drive, ein Halt an der „einsamen Zypresse“, über die Bixby Creek Bridge, ein Stopp bei den trägen Seeelefanten, Big Sur mit seiner Brandung und den Surfern, die in der Sonne strahlenden Kolonialstil-Villen in Santa Barbara bis zu den Muscle-Beach-Posern und Inline-Skatern auf der Promenade von Venice. Azurblauer Himmel, Palmen, unendliche Strände und glitzernde Wellen. Und aus den Autolautsprechern erklingt Young Gun Silver Fox. Ganz frisch mit ihrem fünften Album, das nicht zu Unrecht „Pleasure“ heißt.
Das Cover-Artwork von Maxine Gregson zeigt eine surreale Felsen- und Wüstenlandschaft, in der sich Sitzgruppen mit Loungesesseln und ein Swimmingpool mit allerlei Gästen befinden. Am Beckenrand sitzt eine Frau mit 50er-Jahre-Badeanzug und -Frisur. Im Hintergrund ein Paar unter einem gelben Sonnenschirm, wie er das Cover von Supertramps „Crisis? What Crisis?“ ziert. Das Ganze auf vergilbtem architektonischem Zeichenpapier. Eine rätselhaft-skurrile Collage wie von der Grafik-Design-Agentur Hipgnosis, die ikonische Schallplattenhüllen für Pink Floyd, Genesis, 10cc, Alan Parsons Project und viele andere entwarf.
„Give me that magic, man I gotta have it“, singt Andy Platts in „Stevie & Sly“ gleich zum Auftakt von „Pleasure“. Und weiter: „Take me back to 1975“. Die Zeit zwischen den besten Werken von Sly & The Family Stone und Stevie Wonders „Songs In The Key Of Life“. Doch der Song verknüpft vielmehr die jazzige Fluffigkeit von Steely Dan mit dem angefunkten Soul der Doobie Brothers, als Michael McDonald die Lead-Vocals sang. Der groovende Bass mit Fender Rhodes-Piano und Wurlitzer greift den Doobies-Sound in „Born To Dream“ erneut auf, das treibende Schlagzeug und Platts Falsett erinnern dann gar an Earth, Wind & Fire. Young Gun Silver Fox stehen dazu, sich von den Besten inspirieren zu lassen. „Ich habe Al McKay von Earth, Wind & Fire studiert, der einer meiner liebsten Rhythmusgitarristen aller Zeiten ist“, erklärt Shawn Lee ohne falsche Scheu.
„Late Night Last Train“ fängt den Zauber einer magischen Nacht ein. Die Melodie fließt dahin, im Mittelteil veredelt durch ein wunderbar eingebettetes Gitarrensolo Lees. Der Multiinstrumentalist kann fast alles spielen und Platts steht ihm kaum nach. Lediglich bei den Bläsern lassen sie sich helfen. Zu „Burning Daylight“ steuert Graeme Blevins ein Saxofon-Solo bei. Und der Motown-Soul von „Holding Back The Fire“ bekommt seine volle Strahlkraft durch Nichol Thomsons Posaune und Tom Walshs Trompete. „Just For Pleasure“ erhält durch Lees Percussion ein karibisches Flair. Dem Yacht-Rock-Pop von „Put Up Your Dukes“ folgt mit „The Greatest Loser“ ein Kleinod, das auch auf dem Steely Dan-Debüt „Can’t Buy A Thrill“ seinen Platz hätte finden können. Grandios der mehrstimmige Gesang.
Perlende Tastenläufe, ein funkig pulsierender Bass, soulige Bläser in „Stealing Time“ – wer lässt sich da nicht gern ein bisschen Zeit stehlen? Das folkig angehauchte „One Horse Race“ könnte an die Band America erinnern, doch bei all den hier aufgezogenen Schubladen: Young Gun Silver Fox beziehen sich zwar auf den Sound der 1970er, kreieren aber einen eigenständigen Songkosmos mit großartigen Gesangsharmonien und instrumentaler Vielfalt. Und das auf inzwischen fünf Alben mit hohem Qualitätsstandard, der bei „Pleasure“ die Messlatte noch ein wenig höher legt. Der ultimative Soundtrack zum Sommer.
„Pleasure“ von Young Gun Silver Fox erscheint auf Légère Recordings/Lounge Records.