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Jede Show ist ein Geschenk
Auf die Frage, wann die Cordovas denn mal wieder nach Deutschland kommen würden – vielleicht sogar noch mal zum Static Roots Festival – antwortete Joe Firstman (außer Gitarrist Lucca Soria das einzige verbleibende feste Mitglied der Band): „Jederzeit gerne, denn du weißt ja, dass wir in Zeiten leben, in denen jede Show, die man spielen kann, ein Geschenk ist.“ Derzeit sind Joe und Lucca allerdings mit jeweils wechselnden Gastmusikern und Support-Acts auf Sommertour in den USA (und später dann in Mexiko und Australien), bis dann Anfang nächsten Jahres eine neue LP ansteht, die bereits eingespielt ist.
Bei ihrem Stop im Big Apple im Groove-Club wurden Joe und Lucca dann von Drummer Noah Butler unterstützt, hatten aber ebenso die befreundete Band Saddle (auch Gavin Kattesh Band) aus Tennessee als Support Act dabei, mit der sie dort schon oft zusammen gespielt hatten. Ebenso mit dabei war dann noch die Songwriterin Miranda Lee Richards, mit der Joe Firstman schon im Rahmen seiner abgebrochenen Major-Label-Solo-Phase zusammengearbeitet hatte. Das hing damit zusammen, dass die Cordovas sowohl das letzte Album „The Rose Of Aces“ wie auch das kommende Album im Studio von Mirandas Ehemann Rick Parker in Los Angeles eingespielt und Miranda dann gefragt hatten, ob sie die Cordovas auf der Tour als Support-Act und Backing Sängerin begleiten könnte.
Die Sache ist dabei, dass die Veröffentlichung von Mirandas letztem Album „Existential Beasts“ bereits acht Jahre zurückliegt. Auch das hat Gründe, denn nachdem sie sich ausgerechnet nach der Veröffentlichung 2017 eine Auszeit gegönnt hatte, wurde diese unfreiwillig durch die Pandemie-Phase verlängert. Danach arbeitete sie dann an einigen Kollaborationsprojekten, die jedoch allesamt nicht zustande kamen. Inzwischen hat Miranda aber einige neue Songs geschrieben und arbeitet auch an einem neuen Album. Insofern bot diese Tour dann eine gute Möglichkeit, das neue Material zu testen. Miranda Lee Richards gehört dabei zu jener Spezies von Songwritern, die auf der Bühne vollkommen ohne performerische Extravaganzen auskommt – einfach weil sie sich auf die beeindruckende Qualität ihres Songmaterials verlassen und schlicht und ergreifend die Musik (und ihren einnehmenden Gesang) für sich sprechen lassen kann.
Bestes Beispiel dafür war dann ein neuer Track namens „Let The Games Begin“, mit dem Miranda Lee Richards im Gewand eines psychedelischen Folksongs (denn eine Prise Weirdness ist ihr schon wichtig) einen Bogen zurück zu den Anfängen ihrer Songwriter-Karriere schlug, als sie über ihre Rolle als Gastsängerin bei The Brian Jonestown Massacre Blut an dieser Art von Material geleckt hatte. Dass dieser Song – und auch weitere neue – auch im Rock-Gewand eine gute Figur machen würde, macht dann darauf neugierig, was Miranda dann auf der kommenden LP daraus machen wird.
Gavin Kattesh ist ein junger Songwriter, Produzent und Booker aus Maryville, Tennessee, der mit seiner Band (die je nach Zusammensetzung auch unter dem Moniker Saddle firmiert) im Prinzip jene Art von Südstaaten-Americana macht, die auch die Cordovas favorisieren. Geringere als Joe Firstman hätten sich wahrscheinlich zwei Mal überlegt, eine solche Band als Anheizer zu engagieren – aber das ist nicht Joes Ding. Bei ihm geht es nicht um musikalischen Wettbewerb, sondern darum, mit Freunden und dem Publikum eine gute Zeit auf der Bühne zu haben und ein positives musikalisches Lebensgefühl zu vermitteln. Und so kam es dann, dass Gavin Kattesh und seine Jungs (mit einer Prise Country-, Blues- und Roots-Rock) die Bühne rockten, wie das die Cordovas normalerweise im Band-Kontext auch tun – vielleicht ein wenig bodenständiger und weniger virtuos inszeniert, aber auf jeden Fall mit dem Herz auf dem richtigen Fleck.
Da Joe Firstman und Lucca Soria auf dieser Tour die Cordovas weitestgehend alleine repräsentierten, musste natürlich die Live-Show dann auch dementsprechend konzipiert werden. So eröffneten Joe und Lucca die Show zunächst im Duo-Format – und überraschten dabei dann insbesondere durch den wirklich heimeligen Harmoniegesang, der dann doch erstaunlich stark an CSNY erinnerte (insbesondere als sich Miranda Lee Richards mit einer dritten Stimme hinzugesellte). So etwas haben die Cordovas zuvor auch schon mal gemacht – allerdings meist nur als Intro zu Rockversionen der betreffenden Songs. In dem Fall wurden die Songs wie „Back To Life“, „I’m The One Who Needs You Tonight“ oder „Hi Roller“ vollständig in einem sehr dezenten semi-akustischen Setting gespielt. Insbesondere Lucca Soria, der sich im Rockmodus ja gerne als virtuoser Allrounder präsentiert, erschien hier geradezu songdienlich zurückhaltend.
Dabei blieb es freilich nicht, denn als sich Noah Butler als Drummer hinzugesellte und sich Joe Firstman dann seinen abgewetzten Bass griff, konnte die Party dann so richtig losgehen, denn dann konnten auch Gassenhauer wie „Them Blues“, „Hi Feelin“ und natürlich auch „Fallen Angels Of Rock’n’Roll“ entsprechend lebhaft dargeboten werden. Gelegentlich feuerten die Musiker dann das Publikum mit Aufforderungen wie „Clap… Clap Better“ oder „Sing… Sing Better“ an – hauptsächlich ließen aber auch die Cordovas die Musik für sich sprechen. Dabei hatte Joe Firstman kein Problem damit, auch mal als Frontman zurückzutreten, Lucca das Spotlight zu überlassen, Miranda zum Mittun zu ermuntern und – zusammen mit den anderen – die Bühne zu verlassen, um ein waschechtes 70er-Jahre-Drumsolo zu ermöglichen. Gegen Ende der Show wurde es dann mit Songs wie „Skyline“ oder dem Oldie „Southern Rain“ wieder etwas ruhiger – allerdings nicht weniger lebendig, denn das beseelte Spiel aller Beteiligten wirkte geradezu ansteckend. Musik wie dieser macht denn einfach auch von außen betrachtet glücklich.