Immerhin auf dem Sophie-Hunger-Stammlabel erscheint das Debüt-Album der Schweizer Songwriterin Melanie Danusier (die somit ihren Künstlernamen Mel D sicher zurecht, aber mit einem ironischen Augenzwinkern gewählt hat). Ihre musikalischen Lehrjahre verbrachte sie seit 2021 zusammen mit ihrem Kollegen Bill Bühler als Hälfte des E-Dreampop-Duos Mischgewebe, bevor sie sich dann entschloss, für ihre Solo-Projekte zunächst auf ein akustisch/organisches Setting zu setzen und präsentierte sich im letzten Jahr mit ihrer EP „Not Crazy“ erstmals als genrehüpfende Songwriterin bzw. Liedermacherin mit poetischer Note und einer gehörigen Prise musikalischer Offenheit – die dann auch gleich in die Folkpop-Ecke kolportiert wurden.
Auf dem Debüt-Album ist die Sache schon nicht mehr ganz so einfach. Denn die nun auf dem Album versammelten neun Songs, die Mel zusammen mit ihrem Produzenten und Songwriter Kollegen Dino Brandão (der ihr dereinst einen Job in der Band von Faber verschaffte) musikalisch aufbereitete, lassen sich nicht mehr so einfach kategorisieren. Hier bringt Mel D als Texterin ihre Überwältigung über das alltägliche Chaos zum Ausdruck, indem sie ihre Songs als kontemplative Ruhepole und gewissermaßen Gegenpole gegen eben das omnipräsente Chaos anlegt. Es gibt hier keine regelrechten musikalischen Schwerpunkte. Mal arbeiten Mel D und Dino Brandão asketisch und perkussiv (wie im Opener „Changing“), mal atmosphärisch mit organischem Dreampop-Flair („Where Do You Look When It Hurts“), mal hüpfen sie musikalisch über ein Pizzicato-Szenario („Soft“) oder aber sie üben sich in Sachen Tribal- und Club-Grooves („Not Crazy“) bzw. präsentieren den älteren, feministischen Empowerment-Track „Bring The Witches Back“ mit mystischer Larmoyanz und jazzigen Untertönen. „Kid“ erscheint als albtraumhafte Torchsong-Elegie im Noir-Setting und „Hey You“ überrascht mit Country-Vibes. Der gemeinsam mit Brandão vorgetragene Closer „We Win“ überzeugt schließlich als munteres Indie-Pop-Juwel – wie man es in dieser Schrulligkeit z.B. eher von Wolf & Moon erwartet hätte.
Anders als ihre Label-Kollegin Sophie Hunger (und viele Schweizer KollegInnen wie auch Faber) setzt Mel D dabei sprachlich ganz auf Englisch – während musikalisch dann aber wirklich alles möglich ist, so lange es ein bestimmtes Produktionsvolumen nicht überschreitet. Letztlich besetzen Mel D und Dino Brandão mit dieser Songsammlung eine recht eigenständige, vielseitige stilistisch/musikalische Subnische auf dem eklektisch ausgerichteten Indie-Sektor Schweizer Prägung.
„Young Bones“ von Mel D erscheint auf Two Gentlemen.




