Für sein inzwischen 13. Album tat sich Josh Ritter erneut mit seinem bewährten Partner in Crime Sam Kassirer zusammen, mit dem er in der Vergangenheit schon öfter zusammengerabeitet hatte. Diese Kollaboration zahlt sich erneut aus, denn während sich Ritter als Songwriter darauf konzentrieren kann, seine Kunst auf immer wieder inspirierte Weise weiter zu verfeinern (und sich dieses Mal mit einer amüsant allegorischen poetischen Note zu Wort meldet), sorgt Kassirer mit seinen Arrangements dafür, dass Ritters eher konventionell strukturierte Songs nicht etwa in musikalischer Routine verflachen. In dem Fall äußert sich das etwa durch den verstärkten Einsatz von Keyboards, psychedelischen Gitarreneffekten, Bläsern und gelegentlich sogar Gospel-Chöre, die die spirituelle (beziehungsweise allegorische) Note des Materials auch musikalisch unterstützten. „I Believe In You My Honeydew“ darf somit musikalisch gerne größer als das Leben sein (etwas, was Ritter seinen Songs ansonsten abspricht).
Für sein neues Album entschied sich Ritter dazu, gar nicht erst nach einem Thema zu suchen, das er dann Song für Song abarbeiten könnte, sondern stattdessen ein Loblied auf seine Muse zu singen, anstatt darauf zu warten, dass sie ihn mit ihren Inspirationen beglücke. Diese Muse nennt Ritter nun „Honeydew“ – was dann auch den Album-Titel erklärt. Ritter legt das Album in etwa an als eine Art Heldenreise in die Wildnis, die ihn in den Tagen seiner Kindheit umgab. Damals stellte er sich vor, er könne einfach in den Wald laufen und durch diesen bis nach Kanada laufen. Der erwachsene Ritter läuft allerdings nur metaphorisch durch diesen Wald, hört zu („I’m Listening“), erinnert sich („Honeydew“), berichtet von vergangenen Liebschaften („Truth Is A Dimension (Both Invisible and Blinding)“) oder beschäftigt sich mit Perspektiven in Songs wie „The Wreckage Of One Vision Of You“ oder Metaphern im abschließenden „The Throne“ und predigt auf diese Weise seinen Gospel according to Josh Ritter (wobei der Dank an die Muse, auf die er sich in diesem Sinne stets verlassen kann, immer mitschwingt).
Musikalisch gibt es nun nichts überwältigend Neues zu entdecken, aber Ritter und Kassirer finden immer wieder Mittel und Wege, das Material auf überraschende Weise spannend und abwechlungsreich zu gestalten. So findet Ritter auf „Kudzu Vines“ zum Blues, lässt seiner Affinität für Spirtuals in „Noah’s Children“ freien Lauf und feiert mit „The Wreckage Of One Vision“ eine Southern-Swing-Party New Orleans-Style. Ritter-Fans werden sehr gut mit dieser Scheibe leben können, allerdings scheinen die Songs so angelegt, dass die auf der geplanten Tour dann auch eine volle Band zur adäquaten Präsentation benötigen.
„I Believe In You, My Honeydew“ von Josh Ritter erscheint auf Pytheas/Thirty Tigers.