Irgendwann kommt ja alles wieder, heißt es. Mode, (leider auch) Meinungen und zum Glück auch Musik. Weil es früher ja durchaus geilen Scheiß gab. Im ersten Reflex würde man den Eurodance der 1990er Jahre eher nicht dazu zählen, wenn man aber etwas stöbert, entdeckt man auch hier durchaus spannende und tatsächlich kreative Sounds und Songs.
Julie Pavon hat vermutlich sehr tief gestöbert und sich auch von dieser eigentlich sonst sehr schlimmen Epoche internationaler Tanzmusik beeinflussen lassen. Genau wie vom Techno, von synthetischer Popmusik, vom Sound der Clubs. Nicht von allen, aber vielen. Daraus und zusammen mit anderen Bausteinen wie Industrial, (80er) Pop oder auch Hip Hop bastelt die dänische Sängerin einen kraftvollen, eingängigen Hypeppop-Sound – und gibt ihren Songs bei aller Tanzbarkeit und musikalischen Ekstase immer wieder ernste, düstere Thematiken.
„Can’t Stop Crying“ heißt ein Song voller Snap-Beats und Flat-Eric-Braterei, „Born With Heartbreak“ geht als Stadion-Techno durch, „Terrified“ ist ein verkopftes, verfrickeltes Elektro-Chaos – aber spannend. “Hard To Leave” dagegen ist passend zum Titel eine elektronische Ballade, die in Teilen auch ganz hervorragend in manch originale „Miami Vice“-Folge (mit Don Johnson und Philip Michael Thomas!) gepasst hätte, auch „Passenger“ klingt anders als vieles andere deutlich düsterer. Alles zusammen: kann man sich nicht immer und überall geben, ist es aber wert, ganz genau gehört zu werden. Und vielleicht auch gesehen, Julie Pavon kommt im März 2026 auf Tour.
„Born With Heartbreak“ von Julie Pavon erscheint auf Music For Dreams.
