Wie immer machen es sich Corin Roddick und Megan James a.k.a. Purity Ring nicht ganz leicht. Anstatt einfach eine neue Songsammlung im Stil ihrer bisherigen drei Alben zu basteln, legt es das kanadische Duo darauf an, sich auf einem neuen Label von der bisherigen Dreampop-Melange auf den 4AD-Alben insofern zu lösen, als dass sie ein Konzeptalbum mit einem Soundtrack erschufen – nicht für den Film, der noch nie gedreht wurde, sondern für das Rollenspiel, das es noch nicht gibt. Dabei lösen sie sich musikalisch dezidiert von einer klaren Linie und schicken ihre Charaktere mehr oder weniger auf eine abenteuerliche Reise in eine reichhaltige, aber ziemlich verspielte und klangtechnisch sehr komplexe musikalischen Phantasielandschaft – auf der Suche nach einer besseren Welt.
Laut Bio soll das kein eskapistisches Statement sein, sondern der erste Schritt in Richtung einer Utopie. Der Spielzeug-Gesang von Megan James ist aufgrund der ständigen Synthie-Sperrfeuer im Hintergrund, wegen des liberalen Gebrauchs von Autotune-Effekten und dem systemimmanenten Hall nicht wirklich. Man muss sich da schon an die Videos halten, die in einem Mix aus Real-Life Aufnahmen und Animations-Sequenzen mit den visuellen Aspekten des Genres spielen, um erahnen zu können, worum es Purity Ring geht.
Musikalisch ist die Sache recht wild. Da gibt es zum einen mit den schon erwähnten ständigen Synthie-Sperrfeuern unterlegte E-Pop-Songs im Stolpermodus und vielen Stops & Gos. Dann gibt es Disco-Tracks wie „Place Of My Own“, Dreampop a la „iamanocean“ (hier kommen sogar Gitarren zum Einsatz), lautmalerische Interlüden wie „mistral“ oder die klassische Piano-Etüde „MJ Odyssey“ oder das abschließende „Glacier In Memory Of RS“, in dem eigenartigerweise Riuichi Sakamotos Thema des „Furyio“-Soundtracks zitiert wird. Legen wir das dann alles mal positiv aus: Purity Ring haben das Ganze wohl deshalb so vertrackt, komplex und unberechenbar angelegt, damit sich der Hörer längere Zeit mit Gewinn mit dem Longplayer auseinandersetzen kann und so immer neue Details, Ebenen, Sounds und Effekte entdecken kann.
„Purity Ring“ von Purity Ring erscheint auf The Fellowship/Secretly Distribution.




