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Blue Roses
Das Jahr 2025 ist zweifelsohne ein gutes für Rebecca und Megan Lovell a.k.a. Larkin Poe: Im Januar veröffentlichten sie ihr gefeiertes Album „Bloom“ – das erste, das sie mit ihren Musikern gemeinsam im Studio einspielten und mit dem sie ein neues Kapitel in ihrer musikalischen Karriere aufschlugen und mit dem sie im Frühjahr auf eine ausgedehnte Tour durch Nordamerika gingen. Bevor die World-Tour dann jetzt im Herbst mit einem ausgedehnten Europa-Ableger fortgesetzt wurde, verkündeten Rebecca und ihr Ehemann, der Produzent und Gitarrist Tyler Bryant, im August dann noch die Geburt ihres Sohnes Jesse – bevor es dann bereits Mitte Oktober nach England ging, wo die Tour, die Larkin Poe dann auch für drei Termine zu uns führen sollte, fortgesetzt wurde und für die die Band dann auch noch eine Special-Edition des „Bloom“-Albums aufgelegt hatte, die die Bonus-Scheibe „Acoustic Companion Vol. II“ enthielt, auf der Akustik-Versionen von Album-Tracks enthalten sind.
Der erste Deutschland-Termin führte Larkin Poe dann nach Köln – der Stadt, in der sie seit Beginn des Projektes regelmäßig zu Gast waren. Für den Europa-Abschnitt hatten sich Larkin Poe den Crossover-Blues-Artist Son Little mit seiner Band eingeladen. Das war sicherlich eine gute Idee, denn der relaxte, improvisationsfreudig dargebotene Soul-Blues, den Aaron Earl Livingston (so der richtige Name des Mannes aus Philadelphia) mit seinen Musikern präsentierte, passte gut zum Blues-Tenor des Larkin Poe-Sounds – ohne dabei in Konkurrenz zu treten. Denn Son Little verfolgt einen ganz anderen Ansatz. Seine Songs – in denen er oft tatsächlich klassische Blues-Themen behandelt – dienen lediglich als Sprungbretter, die er für ausgedehnte Jam-Sessions mit seinen brillanten Musikern nutzt. Keyboarder DeShawn Alexander überrascht dabei dadurch, dass er mir der rechten Hand Orgel und Piano Sounds erzeugt und mit der linken einen Moog-Bass – was der Sache sofort einen modernen Touch verleiht –, während der offensichtlich jazz-geschulte Drummer Steve McKie Son Littles betont sparsam angerichtetes Gitarrenspiel mit großer Begeisterung und Energie mit verspielten Details umspielt. Oft nerven Support-Acts in solchen Situationen ja mit selbstverliebtem Gegniedel – hier ordneten sich die Musiker jedoch als Team dezidiert dem Song unter.
Die Larkin Poe-Tour selbst stand dann ganz im Zeichen des Blüten-Themas des neuen Albums. Zwar hatten ausgerechnet die auf der Bühne platzierten Kunstpflanzen selbst gar keine Blüten – das wurde aber mit einem riesigen Backdrop und blütenförmig angerichteter Beleuchtungs-Installation mehr als ausgeglichen. Für die, die dann immer noch nicht verstanden hatten, worum es ging, gab es dann als Intro noch ein Potpourri von Songs, die sich mit dem Thema „Blumen“ beschäftigen (etwa „Where Have All The Flowers Gone“ oder „I Never Promised You A Rose Garden“).
Als Rebecca und Megan mit ihren Musikern dann nach unnötig langer „Umbaupause“ die Bühne betraten, gab es dann kein Halten mehr und die Damen stürzten sich gleich mit ein paar Krachern des „Bloom“-Albums („Nowhere Fast“, „Mockingbird“, „Easy Love Pt. 1“ oder „Bluephoria“) ins Getümmel – und zwar mit jener Art von lauter, elektrischer Rockmusik, auf die sie von Anfang an hingearbeitet hatten, um sich vom Folk- und Bluegrass- und Folk-Sound ihrer frühen Tage und dem Vorgängerprojekt The Lovell Sisters lösen zu können, um so eine größere Zuhörerschaft erreichen zu können. Das taten sie mit Gusto, der gewohnten Souveränität und jener Art von Star-Appeal, das sie sich im Laufe der Zeit angeeignet haben. Dabei begeisterten sie eigentlich weniger mit den üblichen Gitarren-Antics als mit dem inzwischen ziemlich selbstbewussten Harmonie-Gesang, dem sich heute auch Megan Lovell gerne anschließt.
Das waren dann alles Dinge, die man von einem Larkin Poe-Konzert auch schlicht erwartet hätte. Ziemlich überraschend war dann aber der Umstand, dass sich die Band in der zweiten Hälfte der Show dann mit einer ausgedehnten Akustik-Session im Bluegrass-Stil noch einmal ihren musikalischen Roots zuwandte, und die Songs „Southern Comfort“, „Little Bit“, „Mad As A Hatter“ und „Devil Music“ dann mit akustischen Instrumenten (inklusive Banjo und Mandoline) wie in alten Zeiten präsentierten. Lediglich dem Bassisten Tarka Layman wurde dann zugestanden, einen elektrischen Bass zu spielen, weil der akustische ausgefallen war.
Gegen Ende der Show wurde es dann noch einmal laut – etwa mit dem AC/DC-Cover „Wanted Woman“ – wobei es bei der Zugabe dann mit dem akustisch vorgetragenen „Bloom“ noch einmal heimelig wurde. In Sachen Konzertdramaturgie macht Larkin Poe also so schnell niemand etwas vor. Kurzum: Das war dann eine ziemlich ideale Larkin Poe-Show – wobei es die Lovell-Sisters geschafft hatten, die Fans im fast ausverkauften E-Werk mit der ausgedehnten Akustik-Einlage noch mal so richtig zu überraschen – und zu begeistern.



































