Platte der Woche KW 44/2025
Allen Leuten, die dieses unfassbare sechste Album von Daniel Avery einfach mal so durchskippen, ist nicht mehr zu helfen – da kann man wirklich nur den Kopf schütteln. „Tremor“ ist ein Meisterwerk, das von der ersten, eher ruhigen Sekunde mit dem Opener „Neon Pulse“ bis ganz zum Ende mit „I Feel You“, veredelt durch die Stimme von Art School Girlfriend, eine faszinierende Klangreise bietet. Auch wenn der Albumtitel vermuten lässt, dass man ordentlich durchgeschüttelt wird, fließen die 13 Songs auf beinahe beängstigende Weise perfekt ineinander – so nahtlos, dass man sich unweigerlich fragt, wie Avery das geschafft hat.
Vermutlich funktioniert das deswegen, weil Avery hier einfach alles, was er musikalisch und stilistisch liebt, miteinander verbindet – und da er offensichtlich einen sehr, sehr guten Geschmack hat und scheinbar alles, was er anfasst, zu Gold wird, gelingt das ohne den kleinsten Bruch.
Auf fast allen der 13 Songs sind Gäste vertreten – und doch sind es weit mehr als simple Kooperationen. Daniel Avery versteht es, die Stärken und typischen Eigenheiten seiner Mitwirkenden nicht nur zu bewahren, sondern sie mit seinem Background aus Shoegaze, Rock, Industrial, Ambient und Electronic auf ein neues Level zu heben. „Haze“ mit Ellie von Wolf Alice ist eine überraschend harte Nummer geworden, „A Silent Shadow“ mit bdrmm klingt genau so, wie man sich diese Kombination vorstellt, „Greasy Off The Racing Line“ mit Alison Mosshart ist unfassbar düster und fesselnd, „The Ghost Of Her Smile“ mit NewDad’s Julie Dawson eine großartige Shoegaze-Nummer mit Deftones-Drums – und als wäre das nicht schon genug, gibt es mit „In Keeping (Soon We’ll Be Dust)“ eine wunderschöne Post-Rock-Nummer mit Walter Fucking Schreifels. Wer kann, der kann.
Auch die wenigen Solo-Tracks zeigen Avery in absoluter Hochform – sein unverkennbares Sounddesign ist hier allgegenwärtig. „Tremor“ ist nicht nur ein weiteres starkes Album, sondern ein Meisterwerk, das locker zu den besten Platten des Jahres zählt. Unfassbar gut – in Songs, in Sounds, in Vision.
„Tremor“ von Daniel Avery erscheint auf Domino.



