Wie schon das Debütalbum mit dem malerischen Titel „Scared Like A Mother And Her Gun“ arbeiten Lidia Beck und Konstantin Aebli a.k.a. Lost In Lona auch auf ihrem zweiten Werk „The Killer“ wieder mit markigen Aphorismen. Das Schweizer Indie-Pop-Duo zeigt dabei aber gar keine Affinität für echte Killer (wie das z.B. Phoebe Bridgers oder der von dieser verehrte Mark Kozelek tun) – sondern ist lediglich sehr geschickt darin, die persönlichen kleinen Fabeln und Moritaten über das Erfüllen von Erwartungshaltungen, Selbstzweifel, das Loslassen oder Festhalten, die Schwierigkeiten von Beziehungen und das Zerbrechen derselben in anschaulichen, blumigen und deskriptiven Bildern zu verpacken. „I waste my life most of the time – I am the killer of my own crime“ heißt es nämlich in dem Titeltrack einem Song über das Erwachsen werden und verpasste Chancen.
Als gewiefte Songwriter sind Lidia und Konstantin einfach gute Beobachter, die sich anhand von kleinen Details zum größeren Ganzen hangeln und gehen dabei zuweilen poetisch vor (wie etwa mit der Killer-Allegorie) mal eher sachlich („Disappointing Each Other“) und mal mithilfe von Namen wie „Emily“ oder „Mathilda“, die sie dann für subjektive Charakterstudien hernehmen. Das Ganze geht weit über die klassische Selbstfindungs- und Betroffenheits-Ästhetik vergleichbarer Projekte hinaus und zeigt, dass Lost In Lona verstanden haben, worum es beim konfessionellen „Liedermaching“ geht.
Das gilt auch für die musikalische Umsetzung. Denn leiden die Songs im akustischen Solo-Vortrag noch unter einer gewissen Gleichförmigkeit der eher auf Atmosphäre denn auf poppigen Kontext angelegten Kompositionen, so verraten die mal im flockigen Indie-Pop-Genre angesiedelten, mal folky aufgefassten und mal mit Gitarre und/oder Klavier im Stile klassischer Akustik-Balladen umgesetzten Arrangements Übersicht und Stilsicherheit. Des Weiteren zeigen Lost In Lona so, dass es nicht alleine um eine Vertonung noblen Selbstmitleides geht, sondern auch darum, mit ihrer Musik unterhalten zu wollen.
„The Killer“ von Lost In Lona erscheint auf Mouthwatering Records.




