Man vergisst schnell, dass der Hard-Rock von Led Zeppelin neben dem Blues durchaus Folk-, Country- und Weltmusik-Elemente integrierte. Den tonnenschweren Rock der Luftschiffer hat Robert Plant in den Solojahren immer mehr abgeschüttelt. Nach den beiden wunderbaren Alben mit dem US-amerikanischen Bluegrass-Star Alison Krauss hat er nun die Sängerin und Akkordeonistin Suzi Dian an seine Seite geholt. Gleich zu Beginn ihres gemeinsamen Projekts ruckeln sie im „Chevrolet“ über den Highway. Mit im Wagen die Mitmusizierenden von Saving Grace, Name von Band und Album. Auf der Rückbank zupfen sie entspannt Akustikgitarre und Banjo. Mitte der 1960er Jahre gab es den Song auch schon mal von Donovan als „Hey Gyp (Dig the Slowness)“, der sich wiederum bei Memphis Minnie bediente, einer der ersten Frauen im Blues.
Von Blind Willie Johnson, einer weiteren noch im 19. Jahrhundert geborenen Blues-Größe, stammt „Soul Of A Man“. Banjospieler und Gitarrist Matt Worley übernimmt hier den Leadgesang, Plant und Dian reihen sich bescheiden in den Backgroundchor ein. Präsenter sind ihre Stimmen in „Ticket Taker“, ursprünglich von der Alternative-Country-Band The Low Anthem, mit Barney Morse-Browns Cello im Hintergrund. Das Cello bleibt anschließend in dem Traditional „I Will Never Marry“ einziges Instrument, Plant und Dian nahezu a cappella. Genauso wunderbar gelingt „It’s A Beautiful Day Today“, wenn die beiden Stimmen umeinander schleichen, sich vereinen, wieder auseinandergehen, um erneut in himmlischer Harmonie zusammenzufinden.
Oli Jefferson, Dians Ehemann, spielt ein dezentes Schlagzeug, prägt den Sound von „Saving Grace“ aber eher durch sein Percussion-Spiel. Gitarrist Tony Kelsey greift mehr zur akustischen als zur E-Gitarre, Worley zudem zur Cuatro, einer Kastenhalslaute. Die „Vielsaitigkeit“ erzeugt in der nordafrikanisch-arabischen Umdeutung von „Everybody’s Song“ einen Flow, den Plant bereits auf dem „No Quarter“-Album mit Zeppelin-Mate Jimmy Page anstrebte. Erstaunlich, was Plant aus dem blechernen Post-Rock-Stück der US-amerikanischen Band Low macht.
„Saving Grace“ bietet eine exquisite Auswahl von Songs, die nicht zu einer abgedroschenen Cover-Revue führt. Das ausgegrabene „Gospel Plough“ wurde erstmals 1917 in einer Folk-Song-Sammlung erwähnt und 1930 wurde die erste Aufnahme durch einen schwarzen Choir veröffentlicht. Als Folk-Gospel-Crossover wird das Lied zum berückenden Abschluss von Robert Plants neuem Album. Die vielleicht beste Platte zum Herbst. Musik zum Zurücklehnen, Eintauchen und Loslassen für eine knappe Dreiviertelstunde.
„Saving Grace (with Suzi Dian)“ von Robert Plant erscheint auf Nonesuch/Warner.




