Wenn man als Dreampop-Band ohne weibliche Gesangsdarbietungen nicht in männlichen Rock’n’Roll-Klischees versacken will, dann muss man die Sache natürlich mit Übersicht und einer gewissen Eleganz angehen. Und dieses Kunststück gelingt dem schwedischen Quartett The Mary Onettes – nach zehn Jahren Veröffentlichungspause – mit dem fünften Album „Sworn“ erneut ziemlich gut. Vermutlich liegt es auch daran, dass Philip Ekström – seines Zeichens Frontman und Songschreiber – in den letzten Jahren als Produzent und Filmkomponist tätig war und diese Erfahrungen in das Wirken der Band einfließen ließ, dass das Werk dann genrekonform eher mellow ausgefallen ist. Bekannt wurde die Band ursprünglich über in Fernsehserien platzierten hymnischen Single-Tracks. Während der Opener „WDWHL“ (mit der einzigen Textzeile „Why Don’t We Have Love“) diesem musikalischen Muster noch Rechnung trägt, ist die Ausrichtung im Folgenden eher zurückhaltender, weniger bombastisch und gelegentlich sogar balladesk gehalten.
Kurz gesagt hat sich die Band für die Jangle-Pop-Ausrichtung des Dreampop-Genres entschieden und ergänzt diese dann mit den notwendigen hymnischen Klangwolken Elementen, die entweder mit Synthies oder aber durch verfremdete Gitarren-Soundwände erzeugt werden. Die Klangästhetik erinnert dabei an die späten 80er und frühen 90er Jahre – der Hochzeit des klassischen Dreampop. Inhaltlich blickt Ekström dabei auf die letzten Jahre zurück, legt Wunden offen, widmet sich Verdrängtem, sinniert über Verlust und Trauer oder allgemeine Männerschmerz-Enttäuschungen. Logischerweise hilft bei der Umsetzung dann die inhärente skandinavische Melancholia, der sich auch The Mary Onettes nicht entziehen können – und dann auch eine Prise musikalischer Nostalgia.
Ach so: In dem Track „Eyes Open“ ist dann mit Maja Milner von der Band Makthaverskan doch noch eine weibliche Stimme – zumindest als Gastbeitrag – zu vernehmen. Warum die Band allerdings auf Videos zu den aktuellen Single-Titeln verzichtet, wird nicht so richtig deutlich.
„Sworn“ von The Mary Onettes erscheint auf Popup Records.




