Mit diesem Album kann man sich den Sommer zurückholen und wenigstens musikalisch die Sonne scheinen lassen. „Summer Rain“ ist Yacht-Rock, wie ihn zurzeit auch Young Gun Silver Fox aus den späten Siebzigern hinüberretten. Ebenso fein transportiert „Summertime Heartache“ die sommerliche Stimmung, wenngleich als melancholischer Rückblick mit einem seelenvollen Saxofon des Shooting Stars Jakob Manz. Thomas Stiegers groovender Bass grundiert das funkige „Island Love“, während Torsten Goods an George Benson und Wes Montgomery geschulte Archtop-Gitarre ein entspanntes Insel-Urlaubsgefühl evoziert.
Vor knapp zehn Jahren führte eine Autoimmunreaktion zu einem kompletten Haarausfall bei Goods. Zunächst ein Schock, eine Zeit des Sich-Selbst-Annehmens bei einem veränderten Erscheinungsbild, und die Musik hilft bei der Verarbeitung. Bereits auf dem ebenfalls empfehlenswerten und in der stilistischen Vielfalt ähnlich angelegten Vorgängeralbum „Soul Searching“ gab es einen mit Sarah Connor zusammen geschriebenen Song, der diesen Prozess thematisiert. Bei Connors Konzerten fungiert Goods als musikalischer Direktor, stellt die Tour-Band zusammen. Das bläsergetriebene Auftaktstück des neuen Albums „Soul Deep“, „Life Goes On“, wie auch das Schlussstück „Live For The Day“, zeugen davon, dass hier jemand mit sich im Reinen ist und nicht hadert. Auf die Seele kommt es an. „So Deep, Soul Deep“ ist das federleichte Mittelstück des Albums. Soul-voller Gesang, Felix Lehrmanns zupackend-straightes Schlagzeugspiel, ein Streicherteppich, ein hübsches Gitarrensolo von Goods, ein lateinamerikanischer Percussion-Part, Scatting – alles dabei. Mitgeschrieben hat das Stück Jean-Paul „Bluey“ Maunick, der Anfang der 1980er Jahre mit seinem Kollektiv Incognito den Acid Jazz mit ins Leben rief.
Für die Zwillingsstücke „Angel In Devil’s Clothes“ und „Devil In Angel’s Clothes“ hat Goods den famosen Jazz-Gitarristen Biréli Lagrène eingeladen. Zunächst ein ruhiger Blues, dann up-tempo mit Gypsy-Swing-Feeling und einer Fingerfertigkeit, Django Reinhardt nicht unähnlich. Bei einigen Songs wie dem poppigen „Live By The Heart“ ergänzt die Soul-Sängerin Kim Sanders Goods‘ Gesang. „Revelations“ von den Yellowjackets bleibt die einzige Fremdkomposition auf dem Album. Martin Millers und Torsten Goods‘ Gitarren im Zwiegespräch, Lehrmanns treibender Beat wird von Rhani Krijas Percussion unterfüttert. Das „Rocket Girl“ hebt Bläser-befeuert ab wie Katy Perry und ihre Mädels auf ihrem diskutablen Weltraumflug.
Der als Torsten Gutknecht geborene Sohn einer Irin und eines Deutschen ist inzwischen bestens vernetzt. Trotz der vielen Gäste tritt Goods live, wie kürzlich bei einem unterhaltsamen Doppelkonzert im Hamelner Jazzclub Doubletime, mit seinem Quartett auf, zu dem neben dem Produzenten und Bassisten Thomas Stieger und dem Schlagzeuger Felix Lehrmann Goods langjähriger Wegbegleiter Jan Miserre gehört. Der ist nicht nur Meister der Tasten, sondern arrangierte auch die Streicher- und Bläser-Beiträge. „Jazz ist nicht tot, er riecht nur etwas komisch“, spottete Frank Zappa einst. Bei Torsten Goods duftet der Jazz – nach Soul, Blues, Pop und Rock.
„Soul Deep“ von Torsten Goods erscheint auf Erminal T/Membran.




