Karina Gill aus San Francisco hat ja noch nie viel musikalisches Aufheben um ihre Person gemacht. Schon auf den ersten drei Cindy-Alben erweckte sie den Eindruck, sich am liebsten in der zweiten Reihe hinter ihren Band-Musikern verstecken zu wollen (was als kreativer Motor, Songlieferantin und Frontfrau natürlich nicht wirklich möglich war). Tatsächlich ist Album Nr. vier noch zurückhaltender inszeniert. Anstatt mit ihrer Band arbeitete Karina dieses Mal mit dem Keyboarder Aaron Diko zusammen, dessen butterweiche Orgel-Sounds die Klanglandschaft weitestgehend prägen. Für die psychedelischen Parts suchte sich Karina dann noch ausgesuchte Gäste aus der nach wie vor florierenden San Franciscoer Indie-Szene zusammen. In diesem Hippie-Dreampop-Setting nimmt Karina den Zuhörer ganz sanftmütig mit in ihre ganz persönliche „Cindy im Wunderland-Welt“, in der all ihre „verschiedenen Teile des Ich-Seins im Augenblick korrespondieren“ wie sie meint. Das fühlt sich dann so intim und unterschwellig an, als höre man Karina beim Auskleiden zu oder störe sonstwie die Solitüde. Es ist aber auch wunderschön und anheimelnd. Die subtile Art, auf die sich Karina hier ins Unterbewusstsein des Hörers mogelt, ist ja gewiss nicht jedermanns (oder jederfraus) Sache – aber Fans dieser Art von musikalischer Unaufdringlichkeit dürften begeistert aufjauchzen. (Nur besser nicht zu laut.)
„Why Not Now“ von Cindy erscheint auf Tough Love/Cargo.