Die isländische Band Árstíðir gehört zu jener Sorte skandinavischer Altpop-Acts, die sich zwar in ihrer Schrulligkeit eingerichtet haben und sich – wie viele ihrer Kollegen – Skandenamericana- und Folktraditionen vermengen und durchaus auch Spuren nordischer Melancholia in ihrem Material transportieren. Dann kommt in diesem Fall aber ein ABER: Anders als viele vergleichbare Acts belassen es Árstíðir nicht bei diesem Mix, sondern reichern ihr Material mit Streicher-Arrangements, elektronischen Zutaten, Kook-Pop-Elementen, Triphop- und Atmo-Pop-Flair und vor allen Dingen den traumhaften Gesangsharmonien an, für die sie unter Kennern bekannt sind: Eine aus Tom Waits, Robert Smith und Beth Gibbons bestehende Jury kürte ihre Prä-Pandemie-Scheibe „Nivalis“ 2019 zum Indie-Album des Jahres. Das nunmehr achte Album „Blik“ setzt gewiss auf diesen Traditionen auf und überrascht zudem mit einer bemerkenswerten stilistischen Bandbreite, ungewöhnlich vielen klug inszenierten Kammerpop-Momenten und interessanten Experimenten wie z.B. den mit regelrechter Heavy Metal-Inbrunst intonierten Song „Later On“ oder der Led Zeppelin Kashmir Emulation, die dem Track „Figur“ als Basis dient. Folk-Roots und melancholische Balladen gibt es zwar auch – aber der Hinweis „für Fans von Sigur Rós“ in der aktuellen Bio ist dann doch ein wenig irreführend.
„Blik“ von Árstíðir erscheint auf M.A.R.S. Worldwide.