Wenn schon – denn schon! Das muss sich der australische Wahl-Düsseldorfer Jaimi Faulkner gedacht haben und machte aus seinem fünften Studioalbum eine Männerschmerz-Elegie allererster Güteklasse. Mit einer Reihe doch recht larmoyanter Akustik-Balladen, einigen instrumentalen Interlüden und einem einzigen, zweiteiligen Rocksong („Ain’t My Lover“) seziert der Meister sozusagen sein Seelenleben am offenen Herzen und chronologisiert dabei ziemlich schonungslos eine zum Scheitern verurteilte Beziehung vom ersten Anflug eines Zweifel bis zur Akzeptanz des bitteren Ende. Und als Krönung gelingt es ihm obendrein auch noch einen Song über diesen Prozess selbst hinzuzufügen. „Sad Song“ beschreibt recht anschaulich, wie ein Songwriter seine Gefühle mit seinem Material verarbeitet.
Gemeinhin ist das Ziel solcher Bestrebung ja eine Katharsis in irgendeiner Form. Ob Faulkner dieses Ziel erreicht hat, wenn er sich in dem bereits erwähnten – fast jubilierend dahingroovenden – „Ain’t My Lover“ einredet, dass er darüber hinweg ist, vom Partner verlassen worden zu sein (während er zuvor sein Leid über Verlustängste, Vorwürfe, Trauer, Treue/Untreue und Schuldzuweisungen geklagt hatte), dann darf das doch bezweifelt werden. Immerhin ist er aber so ehrlich, das dann in dem ebenfalls erwähnten „Sad Song“ auch einzuräumen. Der Titel des Albums „Half Of It“ bezieht sich übrigens darauf, dass sich Elternpaare nach einer Trennung mit der Hälfte des gemeinsamen Kindes abfinden müssen.
Musikalisch hat sich Faulkner – wie bereits angedeutet – dazu entschieden, seine emotionalen Sorgen und Nöte in eher balladesken, melancholischen Settings in Form konventionell strukturierter Folk-Songs zu Gehör zu bringen. Da sich aber selbst ein routinierter Songwriter wie Faulkner künstlerisch nicht alleine von Routinen und Klischees ernähren kann, überrascht er seine Fans damit, einige Songs mit Piano-Basis, gestaffelten Vokal-Arrangements, ein wenig Blues und einer Prise (frühen) Tom Waits Flairs anzureichern.
Bei all dem ist „Half Of It“ musikalisch gar nicht so unterschiedlich von dem, was Faulkner bislang machte, nur dass er dieses Mal weitestgehend darauf verzichtet, den Roots-Rocker raushängen zu lassen. Auch die Tatsache, dass Faulkner eher als subtiler Geschichtenerzähler und virtuoser Gitarrero denn als wagemutiger Songwriter und experimenteller Arrangeur reüssiert, kann hier wieder beobachtet werden. Allerdings ist die Idee mit dem Männerschmerz-Thema nicht die schlechteste – denn so etwas kommt ja gerade hierzulande – in seiner Wahlheimat – recht gut an.
„Half Of It“ von Jaimi Faulkner erscheint auf Make My Day/Indigo.