Im Rahmen ihrer Karriere als Musikerin hat die belgische Songwriterin Chantal Acda – insbesondere aufgrund ihrer zahlreichen Kollaborationen mit Persönlichkeiten aus der Rockszene und insbesondere der avantgardistischen Fraktion (Bill Frisell, Shazad Ismaily, Valgeir Sigurðsson, Adam Wiltzie oder Nils Frahm) – stilistisch schon so einiges ausprobiert und – zwischen Ambient, Jazz, Indie-Rock und klassischem Songwriting – auch manche Extreme ausgelotet und hat verschiedene Formate (Soundtracks, Theater-Projekte, Impro-Sessions u.a.) ausprobiert. Angesichts dessen ist ihr neues (mindestens zehntes) Album im Vergleich ziemlich „normal geraten“.
Das Werk wurde dieses Mal mit ihrer Live-Band eingespielt und demzufolge enthält Songs, die sie mit Eric Thielemans, Alan Gevaert, Gaëtan Vandewoude und Niels Van Heertum gemeinsam ausgearbeitet hat. Das Thema – die allegorische eines Wales – bedingte wohl, dass das Werk musikalisch einem Flow folgte. Die Sache funktioniert dabei folgendermaßen: Eingerahmt wird die Scheibe von dem Opener „The Whale“ und dem Closer „Make It Work“ – die beide für Chantals Verhältnisse als vergleichsweise druckvolle und konkrete Indie-Rock-Songs durchgehen könnten („Make it Work“ wartet gar mit mächtigen Grunge-Akkorden auf) – entwickelt sich dieser Flow mit Bedacht an und abschwellend.
Zwischen diesen musikalischen Landmarken entwickelt sich dann nämlich ein faszinierendes Geflecht aus Songs, die – obwohl auch druckvoll – von ausufernden Jam-Passagen getragen werden, die mal auf Rockbasis („Heads“) deherkommen, mal in eine avantgardistisch/jazzige Richtung weisen („Togetherness“), mal ambientmäßig abdriften („Move Ourselves“ oder „Rivers“) und im Falle von „Hit The Verge“ gar auf balladesker Ebene mit chamberpop-artiger Opulenz und Bläsern überraschen.
Richtig wüst wird es dabei trotz allem nicht – da ist schon alleine Chantals eher beruhigender Gesang vor. Unter dem Strich ist dieses Album – insbesondere für Musikinteressierte, die das reichhaltige Oeuvre Chantals noch nicht kennen – eigentlich keine schlechte musikalische Visitenkarte.
„The Whale“ von Chantal Acda erscheint auf Starman Rec.




