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„Nach zwei Tagen Fahrt – ein Diner irgendwo in New Jersey. Zehn Uhr morgens. Die Luft ist verbraucht. Das Essen ist schlecht, es ist lieblos zubereitet. Auch die Zutaten sind kaum das, was ihre Namen versprechen. Alles ist mit einer klebrigen Fettschicht überzogen. Der Blick nach draußen zeigt nichts als trübe Eintönigkeit und Luftverschmutzung.“ Ein uninspirierendes Bild zu einem „uninspirierten Leben.“ Nicht so für Efrim, Kopf der Band The Silver Mt. Zion und Mitglied des Musikkolletivs Godspeed You Black Emperor. Für ihn ist genau diese Perspektivlosigkeit das Rohmaterial seiner Musik: „Dies ist meine Inspiration, musikalische Einflüsse sind für mich bedeutungslos.“
Den Menschen einen Spiegel vorzuhalten, ihre Abgestumpftheit und latente Traurigkeit zu durchbrechen, ist sein erklärtes Ziel. „Ein solches Diner ist ja noch der gute Teil des Lebens, der, in dem man sich nicht mit einer unterbezahlten Arbeit, neidischen Arbeitskollegen, ausbeuterischen Chefs und schlechten Arbeitsbedingungen herumschlagen muß. Nein, dies ist noch der ruhige Teil. Die westliche Welt ist im Begriff, immer tiefer in einem Elend zu versinken, das sie gar nicht als solches erkennt. Und das aus einem Mangel an Phantasie und Mut, sich eine Alternative auszudenken“, sagt Efrim mit einer Mischung aus Wut und Traurigkeit, die sich auch als roter Faden durch seine Musik zieht. Ein Patentrezept habe er nicht und er wolle auch keine Parolen verbreiten. „Politik ist das, was jeden Einzelnen berührt“, und da wolle er ansetzen, „um die Wurzeln für eine Veränderung zu legen.“ Alles, was er tun könne, sei aufzurütteln mit seiner Musik, mit Konzerten und Platten. Davon gibt es nun eine Neue: The Silver Mt. Zion haben soeben ihre zweite Platte mit dem Titel „Born Into Trouble As The Sparks Fly Upward“ veröffentlicht. Mit dem Umfang der Band ist auch deren Name um den Zusatz „& Tralala Band“ angewachsen.
Trotz der grösseren Anzahl an Musikern sei das Arbeiten mit The Silver Mt. Zion sehr viel einfacher als mit Godspeed, betont Efrim, worin auch der Hauptgrund lag, eine zweite Band zu gründen. „Bei Godspeed herrscht das Konzept der totalen Demokratie, die jedem einzelnen der neun Musiker die Freiheit gibt, sich auszudrücken. Jeder versucht ein Baustein in dem Gebäude-Godspeed zu sein“, erklärt er. Im oft „zermürbenden Schaffensprozeß“ sei es keine Seltenheit, wenn an einem Stück bis zu zwei Monate lang gearbeitet würde. Auch bei einem Konzert veränderten sich die Stücke. Da wäre The Silver Mt. Zion schon „viel traditioneller“. Efrim sei dort zwar kein diktatorischer Songwirter, der seinen Kollegen strikte Vorgaben mache, doch habe er zusammen mit Terry und Sophie (beide auch Godspeed) das letzte Wort. Im Vergleich zum Vorgängeralbum „He Has Left Us Alone…“ ist die Musik vielschichtiger, spannender und abwechslungsreicher: Sphärische, klagende, stürmische Musik in repetitiven Mustern, mit Streichern, Gitarren und neuerdings auch Gesang entstanden Klangkollagen und wirkliche Songs. Wer Godspeed mag, wird auch diese Platte mögen. Sie ist anders und doch gleich – knüpft eher an „F# A#“ als an „Lift Yr. Skinny Fists…“ an. Mit einem Wort: Grandios.
„Born Into Trouble As The Sparks Fly Upward“ von The Silver Mt. Zion Memorial Orchestra & Tra-La-La Band erscheint auf Constellation/Indigo.
