Platte der Woche KW 17/2005
Ben Folds sagt über „Songs For Silverman“ folgendes: „Dies ist ein Album, das wir in irgendeinem Wohnzimmer von Anfang bis Ende auf Klavier, Schlagzeug und Bass runterspielen könnten. Es ist gradlinig mit viel Gefühl.“ Ben Folds ist also zwar vom Namen her immer noch solo unterwegs, aber dennoch wieder zum alten Band-Format zurückgekehrt – am Bass unterstützt ihn Jared Reynolds, am Schlagzeug Lindsey Jamieson. Und das merkt man dem Album auch an – alles ist stimmig, dies ist ein klassisches Band-Album geworden, wobei Folds natürlich immer noch die Richtung vorgibt – und diese führt eher zur Ben Folds Five-Platte „Reinhold Messner“ als zu seinem Solo-Debüt „Rockin‘ The Suburbs“. Um es mit einem Klischee zu sagen: Ben Folds ist erwachsen geworden. Und das steht ihm sehr gut.
Sicherlich werden viele Hörer beim neuen Folds-Material an Billy Joel et al. denken, aber das liegt einzig und allein an der Tatsache, dass Folds nunmal Pianist ist und so quasi ein bestimmter Sound vorgegeben ist. Der Unterschied liegt wie so oft im Detail – hier ein paar kleine spinnerte Ideen oder Breaks, dort ein paar Textzeilen, die einfach im Kopf steckenbleiben, weil sie nicht alltäglich sind. Oder weil sie einfach ehrlich sind, vorgetragen von jemanden, der der ganz normale Typ von nebenan ist, der sich Gedanken um die Welt macht, sich Geschichten ausdenkt, über seine Tochter („Gracie“) oder über den Musiker-Kollegen Elliott Smith („Late“) schreibt, und das alles musikalisch verpackt in Pop-Songs, die teilweise einen 70s Classic Rock-Touch in Erinnerung rufen (als Gäste sind u.a. Bucky Baxter an der Pedal-Steel-Gitarre und Al Jankovich als Background-Sänger mit von der Partie). Es fühlt sich immer wieder gut an, Ben Folds um sich herum zu haben.
„Songs For Silverman“ von Ben Folds erscheint auf Epic/Sony BMG Music.
