Platte der Woche KW 47/2007
Erwachsen. Was heißt das schon? Wird man mit dem Alter leiser? Entspannter? Verliert man als Musiker an Wucht und Wut? Klingt man mit der Zeit immer weniger ungestüm und hemmungslos? Vielleicht. Favez jedenfalls haben mit „Bigger Mountains, Higher Flags“ ein entspanntes Album aufgenommen, das sicher nicht mehr die Wut und Wucht, Ungestümheit und Hemmungslosigkeit von damals besitzt. Sänger Chris Wicky sieht das genauso, in einem Interview zur neuen Scheibe sagt er: „Diese große Rocksache mit Gitarre und sich heiser brüllen und so haben wir irgendwie gesehen. Wir waren bereit für etwas Neues. Darum haben wir das Album mit zwei Keyboardern aufgenommen. Dadurch haben wir völlig neue Melodien und Dimensionen entdeckt.“
Manch ein Fan von damals wird daher vielleicht einiges vermissen, wer die Geschichte von Favez aber verfolgt hat, wird sich nicht wundern, dass die Schweizer mal wieder musikalisch abgebogen sind. Diesmal eben in Richtung ruhigere Ecke. Dorthin, wo sich Pop und Indie versammeln, wo ein Klavier steht und wo die Melodien, die Melancholie und die ruhigen Emotionen beheimatet sind. Das Ergebnis sind elf überwiegend schöne, verspielte und trotzdem lockere Lieder, die mal gut rocken und einen leichten JEW-Touch haben („Naked And Gasolined“, „The Torch Song“), mal langsam und gemächlich und fast schon düster den Weg aus den Boxen finden („If I Didn’t Come For Forgiveners“, „White Limousine“) und manchmal auch beides können („The Goodbye Song“). Und die manche im Vergleich zu den frühen Favez-Werken wohl als erwachsen bezeichnen würden…
„Bigger Mountains, Higher Flags“ von Favez erscheint auf Gentlemen/Alive.
