Als die Berliner Anarcho-Popperin Fuffifufzich 2021 erstmals (und seither immer öfter) auftrat, hatte sie gerade mal vier Songs im Gepäck – und kam da wohl auf die Idee, die nun auch hinter ihrem zweiten Album „Feel zu spät“ zu stehen scheint: Die eh nicht besonders aussagekräftigen, dadaistischen, multilingualen Lyrics ihrer Songs mit vielen mantraartigen Wiederholungen eher lautmalerisch und im Sinne eines zusätzlichen Melodie-Instrumentes aufzufassen und letztlich als die Slogans darzubieten, die sie nun mal sind – ganz nach dem Motto, sich selbst nur nicht so ernst zu nehmen. Das setzt sie vom Betroffenheits-Schmoll-Pop jüngerer Kolleginnen ebenso ab, wie der monumentale musikalische Anspruch ihrer Musik. Denn auf „Feel zu spät“ gibt es eine Art majestätischem Klangwolken-Dreampop, wie man ihn sich hierzulande für gewöhnlich einfach nicht traut. Wer auf den Gigantismus etwa eines Moby oder die kommerzielle Unverfrorenheit angesagter Pop-Produzenten wie David Guetta, die orchestrale Grandezza eine Lana Del Rey – oder auch auf die musikalischen Schattenwelten eines Angelo Badalamento/David Lynch steht (zumindest in der Noir-Nummer „Ich liebe dich evtl. für immer“) steht, der wird beim Anhören dieser Scheibe interessante Aha-Momente erleben. Nicht nur in Sachen Guilty-Pleasure setzen Fuffifufzich und ihr musikalischer Partner Johannes Aue (der für die musikalische Auskleidung zuständig ist) mit diesem Album neue Maßstäbe in Sachen Big Music Pop.
„Feel zu spät“ von Fuffifufzich erscheint auf Flirt99.