Zweifelsohne hatte eine Scheibe wie „How To Ruin Your Life“ nur in Berlin und nur zur Jetztzeit entstehen können. Denn die Supererbin beschäftigt sich auf ihrem Debüt-Album mit so ziemlich allen aktuellen Themen, die junge Leute von heute beschäftigen könnten – und zwar auf typisch Berliner Manier: Multilingual, ortskundig, kollaborativ, tief in der Berliner Club- und Street-Kultur verwurzelt, kunterbunt und trotz hedonistischer Eloquenz auf der musikalischen Seite auch stets mit ernsthaften, sozialkritischen Untertönen garniert (z.B. in dem Track „Gentrifizierung“). Tatsächlich ist „How To Ruin Your Life“ sogar ein hochaktuelles, charmantes, musikalisches Portrait der Hauptstadt geworden. Und noch mehr, denn das Ganze ist mit einem Diskurs-Projekt namens „Der Supergraben“ untermauert, in dem sich die Supererbin mit Kolleg(inn)en über die realpolitischen Aspekte ihres Tuns als Künstlerin unterhält. Um aber noch mal auf die Musik zurückzukommen: Vielleicht auch indem sich die Supererberbin auch auf Kollaborationen einlässt (z.B. Tocotronic-Produzent Moses Schneider oder Ersun von Egotronic) gelingt es ihr, einen lebendigen, interessanten Mix aus Club-, New Wave- und E-Pop zu generieren, der ohne die heutzutage üblichen HipHop- und R’n’B-Referenzen auskommt, dafür aber immer wieder spaßige Retro-Überraschungen zu bieten hat. Endlich mal überzeugende, zeitgemäße Pop-Musik die nicht unbedingt flashy und hip sein muss um cool zu wirken.
„How To Ruin Your Life“ von Die Supererbin erscheint auf Motor Music.
