Mit offensichtlichen Referenzen hatte es Dorothee, die Frontfrau des Projektes The Rodeo (dessen Namen schlicht ein Anagramm von ‚Dorothee‘) ist, ja noch nie: Für den Titel ihres dritten Albums müssen wohl sogar Franzosen zum Diktionär greifen: Thérianthrophie bezeichnet die Verwandlung eines Menschen in ein Tier oder ein Wesen, das sowohl menschliche als auch tierische Eigenschaften besitzt. Das mag für Werwölfe und Shapeshifter passend kommen – für Musiker ist es allerdings eher hinderlich. Nun ist das aber zum Glück so, dass die Musik, die The Rodeo hier präsentieren, gar keiner Erklärung bedarf. Denn während sich Dorothee & Co. zunächst tatsächlich auch musikalisch ihrem Namen alle Ehre machte und sich in Sachen Folk und Country bediente, ist sie mit „Thérianthropie Paradis“ bei einer zeitgemäßen YeYe-Variante angelangt, singt konsequent auf Französisch, lässt die Folk-Gitarre beiseite und beschäftigt ihre Musiker als Disco-, New-Wave- und E-Pop-Band – heutzutage mit einer dezidiert antiamerikanischen musikalischen Haltung. Das mag zwar tierisch gut sein – aber zu verwandeln braucht man sich deswegen nicht.
„Thérianthropie Paradis“ von The Rodeo erscheint auf Claro Oscuro.