Man muss vielleicht etwas nach dieser Scheibe suchen – aber das lohnt sich mit Sicherheit, denn den Claudettes gelingt unter Führung der neuen Frontfrau Berit Ulseth, der Vielseitigkeit des Songwriters Johnny Iguana und der Obhut des Black Keys-Produzenten Mark Neill etwas sehr Bemerkenswertes: Eine Scheibe, die so einzigartig ist, dass sie sich am Besten dadurch beschreiben lässt, was sie NICHT verkörpert. Berit Ulseth kommt z.B. vom Jazz – aber eine Jazz-Scheibe ist „Dance Scandal“ trotz ungewöhnlicher Zeitstempel, Phrasierungen und entsprechender rhythmischer Spielereien keineswegs. Auch handelt es sich trotz des Titels und entsprechend zur Show getragenen Drives nicht um eine Club-Scheibe. Ebenso gibt es keinen Honky Tonk und keinen Boogie – obwohl sich Johnny Iguana als Pianist gerne dieser Stilistiken bedient. Auch Blues und Rock’n’Roll sind nur Bestandteile – nicht aber Basis – des Claudettes-Sounds. Fuzz-Gitarren, Mellotron und Marxophon sorgen für psychedelische Akzente – aber keine Kategorisierung. Und selbst wenn sich Berit Ulseth und Johnny Iguana die Seele aus dem Körper singen mögen – Soul ist das auch nicht. Auch Piano-Glam-Punk wie bei den Dresden Dolls kommt trotz der Konzentration auf Piano-Rolls, Drums und Bass am Ende nicht wirklich dabei heraus. Aber: Die Claudettes schaffen es aber, all die o.a. Elemente in einem düster/desolaten Art-Pop-Setting zu einer ganz eigenen Melange zu verquicken. Das ist ebenso konsequent wie bewundernswert, denn einem „klingt wie“ entziehen sich die Claudettes so auf eine bewundernswerte Weise.
„Dance Scandal At The Gymnasium!“ von The Claudettes erscheint auf Continental Blue Heaven/H’art.