Keiner flucht schöner als John Lydon, niemand hat das Böse-Sein so kultiviert wie er – und allein das lässt die Vorfreunde schon ins unermessliche wachsen, wenn wieder ein neues Public Image Ltd-Album angekündigt wird. „What the World Needs Now…“ enttäuscht in dieser Hinsicht nicht: Schon im ersten Song „Double Trouble“ legt das Punkurgestein Lydon so richtig los. Mal ehrlich, wer sich traut in einer Single über eine kaputte Toilette und deren Reparatur zu fluchen, beweist nicht nur alt bewährte Arschlochattitüde, sondern auch eine gesunde Dosis Selbstironie – und das ist es, was Lydon und PIL so sympathisch macht. Vieles klingt auf „What the World Needs Now…“ punkiger als auf den letzten PIL-Scheiben, aber das erstaunlich modern, ohne auf einer der viel beschworenen, unerträglichen Nostalgiewellen zu reiten. Möglicherweise ist es respektlos, jemanden in Lydons Alter als frech zu bezeichnen, aber tatsächlich hat er sich seine schelmische Rotzigkeit bewahrt und taucht in diese wie in einen Jungbrunnen ab. „What the World Needs Now…“ ist sympathisch böse und cool, ohne prätentiös zu sein. Was das Musikalische betrifft, ist das neue PIL-Album abwechslungsreich und wabernd-melodiös – und erinnert, auch wenn Herr Lydon mich für diese Aussage vermutlich ordentlich anfluchen würde, erstaunlich oft an die besseren Zeiten der Talking Heads. Abschließende Aufgabe für das geneigte Ohr: Verliebt sein in „Corporate“, das mit Abstand beste Werk der Platte.
„What The World Needs Now…“ von Public Image Limited erscheint auf PiL Official/Cargo.
