Selten genug ein Mal zieht es US-Musikanten nach Kanada. Im Fall der aus Illinois stammenden Meg Remy, die sich U.S. Girls nennt, macht das aber Sinn. Denn in Toronto gibt es schließlich eine Szene, die sich – anders als das oft im US-Schubladensystem der Fall ist – nicht um stilistische Feinheiten kümmert. Denn irgend einen bestimmten Stil verfolgt die Do-It-Yourself-Frau nun wirklich nicht. Vom verstörenden Avantgarde-Klangexperiment über die kühle R’n’B-Disco-Nummer und E-Pop mit HipHop-Flair bis hin zum schrammeligen Indie-Pop ist hier so ziemlich alles dabei. Vielmehr dokumentiert das nun vorliegende Debütalbum gar die musikalische Entwicklung Remys von der eher autistisch arbeitenden Heimfricklerin hin zur weltoffenen Künstlerin, die in der Kollaboration mit dem Produzenten Onakabazien zur vollen Blüte gedeiht und die es immerhin schaffte, angesagte Kollegen wie Slim Twig (DFA), Ben Cook (Fucked Up, Young Guv), Amanda Crist (Ice Cream) und Tony Price zu Gastauftritten zu bewegen. „Half Free“ ist ein faszinierend vielschichtiges Werk geworden, das lange Zeit Anreiz für musikalische Entdeckungsreisen bieten wird.
„Half Free“ von U.S. Girls erscheint auf 4AD/Indigo/Beggars Group.