Gregory Darling ist in Kalifornien aufgewachsen, hat die dortige Musikkultur – gleich welcher Periode – aufgesogen, und spuckt diese auf seinem erstaunlichen Solo-Debüt wieder aus, nachdem er mit seinem Bandprojekt Darling Cruel von der Industrie „vertrocknet“ wurde. Die meisten der Songs entstanden zusammen mit Kumpel Julian Lennon (auf dessen Album „Photograph Smile“ Darling auch zu hören ist) bereits zwischen 2001 und 2004. Das macht aber nichts, denn Darlings Songs sind schlicht zeitlose, grandios konzipierte Pop-Songs. Insbesondere die opulenten, plüschigen Arrangements fallen hier auf. Da gibt es so viel zu bestaunen, dass man als Hörer leicht den Überblick verliert: Gehört dieses Intro nun zu jenem Song oder ist es das Outro eines anderen oder ein Songfragment usw? Denn obwohl die CD ein wahres Füllhorn an Ideen auffährt, fehlt es dem Songwriter Darling nämlich leider an der Fähigkeit, all diese Zutaten auch in griffige Songs umzusetzen. Irgendwie versprechen seine Tracks immer mehr, als sie am Ende zu halten in der Lage sind.
Gerade seine uninteressanten Refrains haben einen deutlich antiklimatischen Charakter. Interessanterweise sind es dann auch Stücke, bei denen er sich ein wenig zurücknimmt – oder sich zumindest auf ein Lead-Instrument, eine Gesangslinie oder eine Grundidee verlässt jene, die am besten funktionieren. Aber ein angenehmes Hörerlebnis bietet das Werk allemal. Wenn Darling es einmal gelingen sollte, seinen Wilsonesken Anwandlungen auch Inhaltliches entgegenzusetzen, dann steht dem Erfolg nichts im Wege. Vielleicht sollte er es mal mit einem Co-Author versuchen? Das hat Wilson schließlich auch getan.
„Shell“ von Gregory Darling erscheint auf FOD/Soulfood.