Was haben Hildegard Knef, Carole King und die Comedian Harmonists gemeinsam? Nun, im Zweifelsfall diese Scheibe. Nylon ist ein neues Projekt aus der Lisa Bassenge / Micatone Ecke. Hier werden deutsche Schlager aller möglichen Couleur auseinandergenommen und dann mit den Mitteln moderner Jazzpop-Musik (denke: Micatone) wieder zusammengesetzt. Dazu singt Lisa Bassenge (unter dem Pseudonym Niku Sebastian) merkwürdig distanziert deutsche Texte aus einem halben Jahrhundert – darunter eben auch die deutsche Version von Kings „You’re No Good“. Das Merkwürdige dabei ist dann fast schon, dass das alles Sinn macht und funktioniert. Egal ob da nun vor Marlene Dietrich, Senta Berger oder Manfred Krug der Hut gelüpft wird: So spannend und intelligent hat man Schlagermusik wahrlich noch nicht gehört. Da das Ganze auch noch einen nicht zu leugnenden Hipness-Faktor hat und – aufgrund der originellen Arrangements, die nun wahrlich keinen Jazz-Verstand beim konsumieren voraussetzen – locker und flockig daherkommt, ist dies wirklich die angenehmere Art von Lounge-Musik. Ach ja: Und der o.a. angesprochene distanzierte Gesang trifft genau jenes Timbre, das die Stücke dann auch inhaltlich erträglich macht – da eben der bei den ursprünglichen Versionen investierte Schmalz auf diese Art ausgesiebt wird.
„Die Liebe kommt“ von Nylon erscheint auf Boutique/Universal Jazz.