„The girl who works in the shop says that I’m not avantgarde enough.“ Stimmt. Macht aber nichts. Das erkannte auch Sänger Gordon McIntyre und machte daraus den ersten Song von Ballboys erster „richtiger“ CD. Mit den EPs „Silver Suits for Astronauts“ und „I Hate Scotland“ und dem wundervollen Subkulturhit „Donald In The Bushes…“ hatte sich die Band aus Edinburgh bereits in die Herzen einer kleinen aber ergebenen Fangemeinde gespielt. Da war eine reguläre CD längst überfällig und die Erwartungen dementsprechend hoch.
Ballboy haben das Rad der Musik tatsächlich nicht neu erfunden, aber sie drehen munter dran. Ihr schneller schrammeliger Gitarrenpop erinnert in manchen Momenten an frühe Wedding Present, dann wieder an Hefner. Mit diesen verbindet sie auch die merkwürdige Mischung aus melancholischem Optimismus, selbstironischer Depression und fröhlichem Pessimusmus die wahrscheinlich das Lebensgefühl vieler widerspiegelt, die den Lofi-Pop zu ihrem persönlichen Lebenssoundtrack gemacht haben, weil ihnen andere Musik verlogen, überheblich, selbstgerecht, machomäßig oder karrieregeil vorkommt. Wahrscheinlich sind Ballboy für die Briten sowas wie für die Deutschen Tocotronic – einfache Lebensweisheiten, einprägsame Melodien und eine Zitierfähigkeit, die danach schreit auf T-Shirts gedruckt zu werden. Kostprobe: „You can’t spend your whole life hanging ‚round with assholes.“ Oder: „I hope you’re drunk enough to sleep with me tonight.“ Wer Ballboys Lebensgefühl teilt, dem hilft diese Band besser durchs Leben zu kommen – über Beleidigungen zu schmunzeln, Rückschläge mit einem Schulterzucken zu quittieren und Siege mit Vorsicht zu genießen.
„A Guide For Daylight Hours“ von Ballboy erscheint auf Sputnik/Cargo.