Wer langsam die Schnauze voll hat von diesen unverbindlichen Gitarrenpop-Alben, die niemandem so richtig weh tun, weil sie einfach nicht relevant genug dazu sind, der sollte mal zu dieser Scheibe greifen. Nachdem Vinny Miller – ein unter obskuren Umständen zu 4AD gestoßener, musikwütiger, schrulliger Einzelgänger – den unbedarften Zuhörer einige Minuten lang tatsächlich mit eher unverbindlichem Zeug der o.a. Kategorie in Sicherheit gewogen hat, entwickelt sich seine Debüt-Scheibe nämlich unversehens in ein zähnefletschendes, brutales, schreiendes und tobendes Monster. So dermaßen hat schon lange niemand mehr mit den Mitteln der Dynamik und der musikalischen Ungezügeltheit um sich geschlagen. Mag ja sein, dass Miller in seinen ruhigen Minuten ein zerbrechlicher, sensibler Künstler ist – wenn er aber in seiner alternativen Schrammelkiste wühlt und bitterböse Rocksongs mit höchst eigenwilligen Mitteln an den Mann bringt, kann man vor so viel Wahnsinn nur ehrerbietig den Hut lüpfen. Denn egal, was er auch auspackt: Es klingt niemals abgehangen oder überflüssig, sondern heiser, emotional und ausgekocht. Und cool, dass diese Scheibe ausgerechnet auf dem 4AD-Label erscheint – dort also, wo man sie am wenigsten erwartet hätte. Egal: „On The Block“ ist eine der überzeugendsten und spannendsten Debüt-Scheiben aus dem Independent Sektor, die es lange gegeben hat.
„On The Block“ von Vinny Miller erscheint auf 4AD/Indigo/Beggars Group.
