Mehrere Trademarks versetzen hier doch in eine gewisse Erwartungshaltung: 1. arbeitet das Label Lion Music gewohnheitsmässig mit stark „Gitarrenhelden-orientierter“ Musik und wenn man 2. dem Japaner Kelly Simonz vorwerfen würde, dass er in seinem Leben schon die eine oder andere Platte von Yngwie J. Malmsteen gehört hat, käme man höchstwahrscheinlich auch nicht vor den Kadi. „The Rule Of Right“, von Kelly Simonz mit Begleitband Blindfaith geregelt bekommen, löst alle Erwartungen ein: Die (beeindruckenden) Griffbrett-Tempoüberschreitungen, die perlenden Arpeggien, die unvermeidliche Bach-Verbeugung („Partita BWV826“), der im Dauertremolo knödelnde Sänger (Simonz schwingt die Stimmbänder selbst), das akustisch verwehende Instrumental im Abspann…
Achja, Abweichungen zu unserem rapide verfettenden schwedischen Übervorbild gibts durchaus auch: 1. Simonz-San spielt die Keyboards auch gleich selbst, bekommt insofern auch keine Egoprobleme mit zu geschickten Sidemen, und gönnt sich sogar mal ein Piano-only Instrumental (das schöne „Sprendid Grief“, bei dem man aber den Verdacht nicht loswird, dass hier sowohl Label wie einige rezensierende Journalistenkollegen einem Tippfehler für SpLendid aufsitzen). 2. Der Flamenco fürs ARD-Nachtprogramm „Desperado“ wäre bei Malmsteen nicht durch die Qualitätssicherung gekommen. Wie auch immer: Gekonnt gemacht, wirklich empfehlenswert aber nur für Malmsteen-Epigonen-Komplettsammler.
„The Rule Of Right“ von Kelly Simonz erscheint auf Generation/Alive.