Eigentlich war ja stets Branfords jüngerer Bruder Wynton Marsalis als der radikalere Verfechter der Tradition bekannt. Auf dieser Scheibe schlägt Branford nun massiv zurück – und macht dabei keine Kompromisse. Mit Sonny Rollins „Freedom Suite“ und John Coltranes „A Love Supreme“ (dazu Ornette Colemans „Giggin’“ und John Lewis‘ „Concorde“) hat er sich dabei absolute Schwergewichte ausgesucht. Mehr noch: Gerade „A Love Supreme“ galt ja stets geradezu als unantastbares Relikt. Branford zieht sich insofern elegant aus der Affäre, indem er relativ nahe am Original bleibt. Es fehlt allerdings die nervöse, intensive flirrende Hitze, die Coltranes zentrales Meisterstück stets auszeichnete. Dennoch ist Marsalis‘ Version nicht unbedingt eine Easy Listenig-Session geworden – sie ist nur wesentlich abgeklärter. Auch wenn immer alle der guten alten Zeit nachtrauern: Die modernen Aufnahmemethoden haben auch ihren Vorteil. Zum Beispiel ist das Quartett nicht mehr auf Ping-Pong-Stereo angewiesen, sondern alle Instrumente sind im Raum verteilt (wobei dennoch eine klare Trennung auszumachen ist). Darüber hinaus kommen die Drums wesentlich greifbarer zum Tragen, als dies in den 50s und 60s möglich war. Dass Marsalis es nicht genügt, den jeweiligen Stil seiner Vorbilder zu kopieren, sondern durch seine lyrische Art zu ergänzen, muss man ja wohl nicht extra erwähnen. Eines bleibt jedoch anzumerken: Auch diese Scheibe legt die Vermutung nahe, dass die Zukunft des Jazz eben doch eher in der Konservierung der Vergangenheit zu liegen scheint. Jedenfalls wenn man kommerziell erfolgreich sein möchte.
„Footsteps Of Our Fathers“ von Branford Marsalis Quartet erscheint auf Marsalis Music/In-Akustik.