Szenerien von Straßenschlachten, schwer bewaffneten Uniformierten, brennenden Barrikaden und zerstörten Schaufensterscheiben kennt man zur Genüge. Nähert man sich musikalisch, kommen schnell die Namen derer ins Spiel, die sich medienwirksam zu verkaufen wissen. Zu gut passen auch wütende De La Rocha-Shouts, betroffene Sullivan-Songs oder nachdenklicher Dylan-Folk in das Bild des durchschnittlichen Protestlers. Elektronische Oeuvres oder Minimal-Techno transportieren dagegen andere Bilder. Meist reduziert auf fließende, schwebende Bewegungen. Fast immer Friede, Freude und die fette Sportzigarette. Der Hamburger Carsten Jost bringt diese verkappte heile Welt mit Hilfe des Artworks in einen vollkommen konträren Zusammenhang. Und schon scheinen die Klänge ihre Unschuldigkeit verloren zu haben, tauscht sich Wärme mit Kaltluft aus. Fast enervierend und von steigender Unerbittlichkeit funktioniert diese Platte wie ein Uhrwerk. Gefangen im Universum zwischen „Fünf vor…“ und der Zwölf. Berührt das Desaster, erreicht es aber letztlich nie. Ein Tanz auf dem Weg in die Ruinen vielleicht – ein Experiment mit dem Konsumenten bestimmt. Empfehlenswert als Selbstversuch!
„You Don’t Need A Weatherman To Know Which Way The Wind Blows“ von Carsten Jost erscheint auf L’Age D’Or/Zomba.
