„I’ve Never Been To Memphis“ – stimmt nicht! Billie Ray Martin war sehr wohl bereits dort und was sie mitgebracht hat, kann sich allemal hören lassen. Neben eben diesem wunderbaren Ohrwurm, der gleichzeitig auch erste Auskopplung mit nicht geringen Chancen auf Radioeinsätze sein wird, glänzt es über die meiste Zeit der fast eineinviertel Stunden. Sparsamkeit ist also keine ihrer Tugenden, wie auch im Entstehungsprozess der Scheibe zu erkennen ist, der einiges an Flugkilometern zwischen Hamburg und den Staaten zusammenbrachte. Dort nämlich arbeitete man ausführlich mit derzeitigen Aretha Franklin-Begleitmusikern zusammen, kochte das eine oder andere Soul- Süppchen und war mitunter aus der Küche gar nicht mehr herauszubekommen. Das Ergebnis gefiel allen Beteiligten am Ende gar so sehr, dass ausschweifenden Sessions und Duette (der kochend heiße Titeltrack mit Ann Peebles!) einfach in ihrer gesamten Länge belassen wurden. Richtig interessant und ungewöhnlich macht diese Scheibe ein noch ganz anderer Umstand: Zurück an der Elbe begab man sich mit der elektronischen Ideenschmiede Plexiq in ein Studio und gab an der einen oder anderen Stelle („Crime Of Passion“) noch etwas Trommel und Bass hinzu, was Abwechslung bringt und dennoch sich hervorragend in das Gesamtbild einfügt, die Soulpalette um eine weitere Farbnuance zwischen Ballade und Uptempo-Schmachtfetzen erweitert. Wer übrigens vor Jahren bereits auf Dani Klein, die Stimme der mittlerweile nicht mehr existenten Vaya Con Dios stand, der dürfte hier mehr als nur ein Trostpflaster finden. Schöne Scheibe, lebendig, ehrlich und Sonne inklusive!
„18 Carat Garbage“ von Billie Ray Martin erscheint auf Sonnenstahl Records/Edel Contraire.